zum Hauptinhalt

Medien: Rasenmäher drüber

ARD-Politmagazine sollen 15 Minuten kürzer werden

Die ARD hat ein großes Ziel: Die „Tagesthemen“ sollen in Quote und Bedeutung an das „heute-journal“ des ZDF wieder heranreichen können. Deswegen wird die ARD-Sendung von 2006 an um 15 Minuten von 22 Uhr 30 auf 22 Uhr 15 vorverlegt (die ZDF-Konkurrenz startet um 21 Uhr 45). Als Konsequenz müssen die Sendungen vor dem künftigen „Tagesthemen“-Termin gestaucht werden. Ein potenzielles Opfer der Aktion: Die sechs politischen Magazine der ARD. Sie sollen von Januar an um 15 Minuten auf einheitlich 30 Minuten gekürzt werden. Das würde am Montag „Fakt“ (MDR), „Report Mainz“ (SWR) und „Report München“ (BR) betreffen, am Donnerstag „Kontraste“ (RBB), „Panorama“ (NDR) und „Monitor“ (WDR). Die Magazin-Kürzung auf den Weg gebracht haben die Programmdirektoren der zehn Landesrundfunkanstalten am Montag in Potsdam, hieß es am Dienstag aus ARD-Kreisen. Allerdings, eine faktische Entscheidung bedeutet dies nicht. „Die Programmkonferenz hat eine Empfehlung für die Intendanten der Sender ausgesprochen“, sagte ARD-Sprecher Bernd Möllmann dem Tagesspiegel. Die Senderchefs werden am 13. und 14. Juni über die Empfehlung der Programmdirektoren beraten und beschließen, sagte Möllemann.

Als Alternative zur einheitlichen Kürzung sei das „2+4-Modell“ im Gespräch gewesen, das im zweiwöchentlichen Rhythmus zwei Magazine mit jeweils 30 Minuten Länge und im monatlichen Wechsel vier Magazine mit jeweils 60 Minuten vorsah. Die Programmdirektoren entschieden sich den Angaben zufolge mit einer Mehrheit von sieben zu drei Stimmen für die 30-Minuten-Variante – dagegen stimmten der Bayerische, der Norddeutsche und der Westdeutsche Rundfunk.

An dem kolportierten Abstimmungsverhältnis wird zweierlei klar: Selbst Programmdirektoren von Anstalten, die von der Kürzung „ihrer“ Magazine betroffen wären, sind mit dieser Maßnahme einverstanden. Zum anderen ist das Votum von sieben Ja- bei drei Nein-Stimmen so eindeutig, dass die ARD-Intendanten an dieser Empfehlung kaum vorbeikommen werden. Dann hätte sich ARD-Programmchef Günter Struve durchgesetzt, der der Motor der Reform im ersten Programm rund um die „Tagesthemen“ ist.

Schon im Vorfeld hatten die Leiter der Magazinsendungen vor einer einheitlichen Kürzung gewarnt. „Die gleichmäßige Kürzung der sechs Magazine von 45 auf 30 Minuten erscheint uns als schlechteste Lösung“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. „Der Verlust an Sendezeit würde eine nachhaltige Schwächung der politischen Magazine bedeuten, deren aufklärerisches Potenzial nach wie vor unverzichtbar für das Programmprofil der ARD ist.“ Die Magazin-Verantwortlichen hatten das „2+4-Modell“ favorisiert und hätten sich, wie betont wird, intern auf eine einvernehmliche Verteilung auf die Sendeplätze Montag und Donnerstag verständigt. „Monitor“-Chefin Sonia Mikich sagte dem epd auf Anfrage, in einer Zeit, da eine Bundestagswahl anstehe und die Republik sich insgesamt verändere, brauche es im Fernsehprogramm „mehr Hintergrund, nicht weniger“.

Kommt die Kürzung, müssen die Magazineure begreifen, dass die Lobby der Magazine im weiten ARD-Rund schwach ausgeprägt ist. Es wird sie nicht trösten, dass im Zuge des Umbaus des ARD-Abendprogramms – nur zum Beispiel – auch die populären Serien am Dienstagabend gekürzt werden. Die Verlegung der „Tagesthemen“ hat oberste Priorität.

Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche sprach davon, dass die ARD ihr „journalistisches Tafelsilber“ verscherbele und ohne Not ihre wertvollsten Markenprodukte gefährde. Die Kürzung bedeute 20 Sendestunden weniger pro Jahr und damit rund 200 gründlich recherchierte Beiträge. Die Magazine seien Recherche-Oasen und Talentschmieden für den Nachwuchs sowie häufig Taktgeber für die Nachrichten. Dieses Potenzial für investigativen Journalismus dürfe nicht gefährdet werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false