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Medien: Rechnung mit zwei Bekannten

Bei der Wahl des neuen ZDF-Intendanten am 6. Dezember in Mainz will der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) zwei neue Kandidaten präsentieren, falls keiner der Bewerber die Mehrheit von 47 Stimmen des 77-köpfigen Fernsehrats erreicht.

Bei der Wahl des neuen ZDF-Intendanten am 6. Dezember in Mainz will der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) zwei neue Kandidaten präsentieren, falls keiner der Bewerber die Mehrheit von 47 Stimmen des 77-köpfigen Fernsehrats erreicht. Dies teilte das Fernsehratsmitglied Andrea Urban am Mittwoch mit. Der so genannte Freundeskreis der SPD schickt die Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, Dagmar Reim, ins Rennen, der Freundeskreis von CDU/CSU Gottfried Langenstein, den ZDF-Direktor für Europäische Satellitenprogramme. Den Unionsanhängern fehlen dem Vernehmen nach vier Stimmen zur Mehrheit für Langenstein. Der achtköpfigen Findungskommission des Fernsehrats ist es nicht gelungen, sich vorab auf einen Kandidaten für die Nachfolge des am 14. März 2002 ausscheidenden Intendanten Dieter Stolte zu einigen.

Politische Kreise nennen den neuen Clement-Vorstoß allerdings "das Werfen von Nebelkerzen". Der NRW-Ministerpräsident ziele nicht auf neue Kandidaten, sondern auf eine Personal-Lösung, die hinter der Kombattanten-Linie bereits verhandelt werde. Danach würde der bisherige Programmdirektor Markus Schächter, der dem konservativen Lager zugerechnet wird, neuer ZDF-Intendant. Sein Stellvertreter Hans Janke würde als Programmchef nachrücken. Janke wird der SPD zugeordnet.

Der Vorsitzende des Fernsehrats, Konrad Kraske (CDU), hat unterdessen den Vorwurf des versuchten Stimmenkaufs energisch zurückgewiesen. Er nannte es am Mittwoch eine "groteske Ehrabschneidung", ihm persönlich oder Mitgliedern des Unions-Freundeskreises "Stimmenkauf" zu unterstellen. Am Dienstag hatte die SPD erklärt, in der aus acht Mitgliedern bestehenden Findungskommission, die sechs Kandidaten für die Nachfolge von Dieter Stolte nominierte, sei es zum "offensichtlichen Versuch" gekommen, "eine oder mehrere Stimmen zu kaufen". Der Sozialdemokrat Klaus Rüter, Chef der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und wie Kraske Mitglied der Findungskommission, hatte darauf verwiesen, dass dem SPD-nahen Kommissionsmitglied Andrea Urban bei einer Wahl Langensteins dessen Posten in Aussicht gestellt worden sei. Dieses Angebot sei der Leiterin der Jugendschutzstelle Niedersachsen von einem Mitglied des unionsnahen Freundeskreises in einem vertraulichen Gespräch unterbreitet worden. Kraske bestätigte in einer vom ZDF verbreiteten Mitteilung, er habe am Freitag mit Urban "ein freundschaftliches und privates Gespräch geführt, das auf ihren ausdrücklichen Wunsch zurückging". Dass er die Nachfolge von Langenstein angeboten hätte, sei "abwegig und unwahr".

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