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Medien: RTL-Zweiteiler: Allein unter Fremden - "Sophie, Sissis kleine Schwester"

Irre schweift der Blick des Märchenkönigs über die nervösen Mienen seiner Minister. Er hat sie versammelt, um ihnen mitzuteilen, dass er die Hochzeit mit "Sophie, Sissis kleiner Schwester" platzen lassen wird.

Irre schweift der Blick des Märchenkönigs über die nervösen Mienen seiner Minister. Er hat sie versammelt, um ihnen mitzuteilen, dass er die Hochzeit mit "Sophie, Sissis kleiner Schwester" platzen lassen wird. Er nicht mehr bereit ist, sie vor der Heirat mit dem ungeliebten König von Portugal zu bewahren. Tonio Arango spielt diesen Märchenkönig in dem gleichnamigen 15 Millionen Mark teuren RTL-Zweiteiler. Der Berliner ist die Entdeckung dieses Sommers. Für seine Hauptrolle in dem Kinofilm "Fisimantenten" erntete er gute Kritiken und jetzt bekommt sein Regisseur Matthias Tiefenbacher glänzende Augen, wenn er von seinem Ludwig II. spricht. "Er wird geradezu eins mit der Rolle. Kein Wunder bei der Vorbereitung ..."

Wo Toinio Arango gerade noch mit funkelnden Augen und schneidender Stimme im Kaisersaal der Münchner Residenz dem Irrsinn Gestalt verlieh, ist jetzt eine große Sanftheit und Nachdenklichkeit. Vier Monate habe er sich nur auf seinen Märchenkönig vorbereitet, sagt Arango, "ich habe alles andere abgesagt, weil ich ahnte, dass das für mich etwas ganz Besonderes werden würde." Wie besonders konnte der 37jährige da noch nicht ahnen. "Ich habe mir alles besorgt, was es über Ludwig II. zu lesen gab. Nicht die Schnulzenbücher, sondern das Gutachten seiner Unzurechnungsfähigkeit oder den Briefwechsel mit Richard Wagner." Während Arango immer und immer wieder diese Quellen las, merkte er, wie ihm "dieser Mensch verständlich wurde." Ludwigs Verzweiflung am Leben sei ihm zu eigen geworden, "ich musste die Bücher aus der Hand legen und mich ins Leben stürzen, weil sich in solchen Momenten Abgründe vor mir auftaten".

Der Märchenkönig habe den Menschen heute noch eine Menge zu sagen. Nach Arangos Einschätzung hatte Ludwig II. noch Visionen. "Genau das, was ich bei uns, gerade bei meiner Generation so schmerzlich vermisse. Alle reden nur noch vom Fortkommen, von Geld, Aktien, neuer Markt. Ludwig ging es um die Menschen. Ihre Ignoranz ließ ihn zum Misanthropen werden."

Zu denen, die Ludwig enttäuschten, zählt Arango auch Richard Wagner: "Ich habe in dem Briefwechsel so einen Unterton festgestellt, der ganz schön berechnend klingt. Ludwig ist immer voller Liebe und Hingabe auf Wagner zu und der lenkte ihn ganz bewusst, setzte ihn für seine Ziele ein." Jetzt sind die Dreharbeiten für Tonio Arango zuende gegangen. Während der Tross zu letzten Aufnahmen nach Dijon reist, hat der Berliner Angst vor der großen Leere. "Ich war jetzt über Monate so mit meiner Rolle ausgefüllt, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich in dem Leben da draußen soll."

In dem Eröffnungsstück von Sibylle Berg ("Sex II"), mit dem Matthias Hermann am Bochumer Schauspielhaus Ende August Leander Haußmann beerbt, wird Arango die "Angst" spielen. "Sibylle ist eine Freundin von mir. Das ist genau richtig: Wir kommen alle von außen, mischen mit einer neuen Produktion den Laden in Bochum auf und gehen dann wieder."

Michael Durwen

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