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Medien: Schlechte Karten

Was Teenager über die erste Folge von „Bravo TV“ im ZDF urteilen

Altensender und Kukident-Generation. Mit diesen Bezeichnungen lästern böse Zungen über das ZDF, das am Sonnabend nun den Gegenangriff startete. Der Köder: „Bravo TV“. Der Samstagnachmittag soll fester Jugend-Sendeplatz werden. Aber dass er so fest nicht ist, mussten Melanie Schröder, Franziska Lange, Christian Sobzig und Katharina Venhues gleich zur Premiere erfahren. Für den Tagesspiegel hatten sich die Potsdamer Gymnasiasten zusammengefunden. Wer könnte ein Jugendmagazin besser einschätzen als die Zielgruppe?

Zunächst Enttäuschung. Handball verdrängt den Sendestart in den späten Vorabend. Man ist hartnäckig und findet ein komplett neues „Bravo TV“ vor, eine Mischung aus realem Magazin und fiktiver Serie. Die erste gemeinsame Wohnung von Mia (20), Simon (19) und Isabelle (19) ist Dreh- und Angelpunkt der Sendung. Dort soll deutscher Jugend-Alltag stattfinden. Das Urteil der „echten“ Teenies fällt schon nach der ersten Viertelstunde vernichtend aus: Zu gestylt und aufgesetzt. „Wer redet denn so’n Mist“, ärgert sich die 17-Jährige Zuschauerin Melanie, und Franziska findet, die Soapdarsteller verhielten sich wie 13-Jährige. „Damit kann ich mich überhaupt nicht identifizieren. Alles viel zu toll“, sagt die 18-jährige Schülerin, die sonst gern „Gute Zeiten schlechte Zeiten“ schaut. In der „Bravo-TV“ -Variante fehlen ihr einfach ernsthafte Probleme. Die 17-Jährige Katharina glaubt, dass da wohl „irgendwelche Erwachsenen mal wieder versucht haben sich vorzustellen, wie die Jugend von heute so sein könnte.“ Die Überleitung zum typischen „Bravo-TV“-Magazin wird ebenfalls kritisiert. Comicstrips in Orange und Weiß mit poppigem Trailer versuchen, die bewährten „Bravo“- Charts, Starnews und Beauty-Tipps mit der Soap-Welt zu verbinden. Eine Moderatorin namens „A.D.“ leitet vom Magazin zur Serie über und umgekehrt. Sie ist gleichzeitig Mias Freundin, aber keiner versteht so richtig, was das soll. Das Hin und Her – zu verwirrend. Und auch die Magazininfos reißen nicht vom Hocker. DJ Bobos neuer Videoclip? Gähn. Live-Reportage über die Band „Busted“? Noch nie gehört.

„Warum haben die den Moderator abgeschafft? Der hat der Sendung wenigstens eine Persönlichkeit verliehen“, wundert sich der 18-jährige Christian.

Das Fazit der vier Fernsehzuschauer fällt ernüchternd aus: Alles halbe Sachen. Weder echtes Magazin, noch echte Soap. Freiwillig hätte sich die Sendung nur Melanie bis zum Ende angeschaut. Dabei liege das Problem nicht mal beim Sender, sagen die Vier. Der Inhalt sei entscheidend. Einziger Haken: Das Zweite rangiert in ihrer Gunst hinter Pro 7 und RTL. Und für Musikkompetenz stehen drei andere Buchstaben: MTV. Schlechte Karten für das ZDF . Sandra Wirsching

Sandra Wirsching

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