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Echter Fan. Fußball im Fernsehen ist schön, Fußball im Stadion ist schöner. Foto: dpa

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Sportangebot im Fernsehen: Das Tor ist gefallen

Eine Analyse der Programme zeigt: Es gibt weniger Fußball und insgesamt weniger Sport im TV.

Sport ist Fernsehmord? Für viele Zuschauer gibt es eindeutig zu viel Leibesübung und viel zu viel Fußball auf dem Bildschirm. Kaum rollt irgendwo ein Ball, wird für die Übertragung Programmfläche freigeräumt. An diesem Eindruck ist richtig, dass Fußball im Fernsehen heute Live-Fußball heißt. Erst die Übertragung, dann das übrige Programm. Trotzdem, der Eindruck täuscht, dass immer mehr Sport mehr die Vollprogramme ARD, ZDF, RTL und Sat 1 bestimmt. Eine Untersuchung in den „Media Perspektiven 9/2013“ führt aus, dass „2012 insgesamt weniger Sport ausgetrahlt wurde als noch 2002“. Sein Volumen habe in diesem Zeitraum um rund 15 Prozent abgenommen.

Laut Angela Rühle, Autorin der Studie „Sportprofile im deutschen Fernsehen 2002 bis 2012“, verfolgt eine Mehrheit der Erwachsenen, nämlich 56 Prozent, Sport im Fernsehen „besonders gerne“ oder „gerne“ ein. Dieser Wert sei stabil. Die Verantwortlichen der genannten Programme wie auch der Spartensender Eurosport und Sport 1 können mit veritabler Resonanz rechnen.

Was über den untersuchten Zeitraum im Free-TV auffällt, das ist der gestiegene Anteil der Live-Berichterstattung. Das hat was mit den erworbenen Rechten zu tun, vor allem aber mit dem Wettbewerbs- und Ereignischarakter des Sports. Wer live dabei ist, der erlebt die Entscheidung live. Live-Sport machte 2012 58,3 Prozent allen TV-Sports aus, 2002 waren es noch 33 Prozent. Umgekehrt ist der Anteil der Reportagen/Dokumentationen/Magazinsendungen stark gesunken, bei den Öffentlich-Rechtlichen weniger als bei den Privaten und den Spartensendern. Da kann auch die Kritik ansetzen, wonach die Sender, ihre Reporter und Kommentaren eine zu große Nähe zum Ereignis und zu den Akteuren suchen, quasi als Mitveranstalter auftreten. Wer krisisiert schon das eigene Programm?

Fußball über alles? Die Analyse schränkt diese Annahme ein. „Lag der Anteil des Fußballs am Gesamtangebot des Sports in den untersuchten Sendern 2002 noch bei rund einem Viertel, reduierte sich das Programmvolumen bis 2012 auf gut 16 Prozent des Gesamtangebots.“ Nun ist Fußball eine sehr teuer eingekaufte Programmware, worauf die Sender unterschiedlich reagieren. Eurosport beispielsweise hat sich stark dem Tennis verschrieben, was in der Gesamtschau dazu führt, dass dieser Sport mit 16 Prozent so stark dasteht wie der Fußball. Bei ARD und ZDF existiert Tennis nur noch als Ergebnis oder im Kurzbericht, kaum anders beim Doping verseuchten Radsport, der als Livefläche den Sender Eurosport dominiert. Deutlich wird auch, dass Sportarten, in denen deutsche Teilnehmer Siegchancen haben, schnell in den Fokus geraten können, um bei „deutscher“ Erfolglosigkeit sofort wieder aus dem Blickfeld zu verschwinden. Beispiel: Als Sabine Lisicki ins Finale von Wimbledon 2013 kam, war die ARD stark an der Liveübertragung des Tennis-Events interessiert.

Von diesem Auf und Ab der Wettbewerbe in den Vollprogrammen profitieren die finanzschwächeren Spartensender, umgekehrt können sie neue Karrieren kreieren. Eurosport hat Billard/Snooker groß gemacht, Sport 1 zeigt stundenlang Poker (ob das wirklich ein Sport ist, sei mal dahingestellt). Bei den Öffentlich-Rechtlichen hat der Wintersport nicht zuletzt wegen der Erfolge deutscher Sportler den Samstag und den Sonntag erobert und macht zwischen 20 und 30 Prozent des Angebots aus. Der Motorsport, 2002 noch mit 15,2 Prozent im Fernsehen vertreten, sank auf 6,3 Prozent in 2012 ab.

Unverändert gibt es bei den öffentlich-rechtlichen Programmen von ARD und ZDF die größte Bandbreite. Das Erste zeigte in den Jahren 2001 bis 2012 zwischen 21 (2009) und 42 (2004) Sportarten, das Zweite zwischen 24 (2002) und 26 (2012). Natürlich korrespondierten die Vielfalt der Wettbewerbe und der Umfang der Berichterstattung mit der Ereignislage. Höhepunkte sind „Sportjahre“ mit Olympischen Spielen und/oder Fußballgroßereignissen.

Der Vielfalt der Wettbewerbe in den öffentlich-rechtlichen Kanälen steht der Fokus auf wenige Sportarten bei RTL – vier bis sechs und Sat 1– eins bis sechs – gegenüber. Aufgrund des werbefinanzierten Geschäftsmodells und der damit verbundenen Notwendigkeit, erworbene Sportrechte zu refinanzieren und mehr, konzentrieren sich diese Sender auf wenige und dafür beliebte Sportarten. RTL hält sich mit Formel 1 und Boxen fit, Sat 1 hat auch mal Boxen und immer mal wieder Fußball (Champions League) im Programm. Kabel 1 wird durch das Desintereesse der „Großen“ zum EuroLeague-Sender. Gelegenheit macht Sport.

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