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Alles friedlich? Das aktuelle Cover der "Männer" wirkt so. Doch um Chefredakteur David Berger gibt es Streit.

© TSP

Streit um Chefredakteur von "Männer": Zu rechts, um schwul zu sein?

Das schwule Lifestyle-Magazin „Männer“ soll diskriminierende Texte veröffentlicht haben: Deshalb stornierte die Aids-Hilfe dem Heft die Werbeanzeigen. Mittlerweile streitet die LGBT-Community im Netz über Chefredakteur David Berger.

David Berger vertritt ein „traditionelles Männlichkeitsbild“. Was nicht sonderlich problematisch klingt, wurde jüngst zu einem kleinen Politikum, weil die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) Berger unter anderem aus diesem Grund die Anzeigen kündigte. Denn Berger ist Chefredakteur von „Männer“, einem der erfolgreichsten deutschen Lifestyle-Magazine für Schwule.

Die Zeitschrift, die mit einer Auflage von etwa 20 000 Exemplaren seit 1989 im Bruno Gmünder Verlag erscheint und mit dem Slogan „Sexy. Schlau. Schwul.“ wirbt, greift auch aktuelle politische Themen auf. In der Vergangenheit fielen diese Debatten in den Augen der DAH und anderer Kritiker eher unglücklich aus. Die Aids-Hilfe kündigte ihre Anzeigen auch mit dem Hinweis, Berger und sein Magazin würden teils mit „rechtspopulistischen Aussagen provozieren“ und immer häufiger mit Beiträgen „zu Ausgrenzung und Diskriminierung“ beitragen. Dies lasse sich nicht mit den Grundsätzen der HIV-Prävention vereinbaren.

Konkret geht es um zwei Texte aus der August- sowie der November-Ausgabe der „Männer“. Im August hatte das Magazin einen Artikel gedruckt, der die Ursachen von Homophobie erläutern sollte. Dort hieß es: „Wir werden nicht nur daran gemessen, mit wem wir unser Bett teilen. Sondern auch daran, wie wir dieses Faktum darstellen.“ Weiter vermittelte der Text die Meinung, es sei besser, mit seinem Lebensstil nicht besonders aufzufallen – ansonsten sei man als Schwuler eventuell selbst schuld an Ausgrenzung. Im vergangenen Monat erschien außerdem ein umstrittenes Porträt des Kölner Politikers Michael Gabel unter der Überschrift „Ein schwuler Rechter, na und?“

Die Fronten sind verhärtet: "queer.de" streitet sich mit "Männer"

Auch innerhalb der LGBT-Community (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans) wird das Thema mittlerweile kritisch betrachtet. In den Streit um Berger mischt sich mittlerweile führend das schwul-lesbische Online-Magazin queer.de ein. In der Meinungsrubrik erschien vor wenigen Tagen ein Beitrag unter dem Titel „Gegen das System Berger“: „Wer denkt, die Kritik an ,Männer‘ durch die Deutsche Aids-Hilfe sei ,Zickenkrieg‘, sollte einmal genau hinschauen, was der Chefredakteur so von sich gibt“, heißt es dort. In den Text sind Social-Media-Posts Bergers und anderer Beteiligter eingebunden, die verdeutlichen, wie sehr sich die Serie aus Missverständnissen mittlerweile aufgeschaukelt hat: Ein queer.de-Mitarbeiter macht einen verunglückten Witz auf Facebook. Berger interpretierte daraus, ihm solle ein Schlägertrupp auf den Hals geschickt werden.

Die Fronten sind verhärtet. Hatte queer.de-Geschäftsführer Micha Schulze den Anzeigenstopp der Aids-Hilfe in „Männer“ zunächst in einem Kommentar als „verständliche, aber falsche Verzweiflungstat“ bezeichnet, heißt es nun: „Der Anzeigenstopp war richtig und sollte Vorbild für weitere Distanzierungen sein.“

Nicht distanziert hat sich der Bruno Gmünder Verlag. Trotz Kritik halten die Geschäftsführer Michael Taubenheim und Frank Zahn an David Berger als „Männer“-Chefredakteur fest: Er sei einer der „renommiertesten und profiliertesten Journalisten“.

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