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Medien: "SZ"-Abwanderung: Keine Verlustängste

"Nach dem Weggang wird jetzt kontinuierlich weiter aufgebaut". Hans Werner Kilz, Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung", scheint die Abwanderung einiger seiner Redakteure zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gar nicht so dramatisch zu sehen.

"Nach dem Weggang wird jetzt kontinuierlich weiter aufgebaut". Hans Werner Kilz, Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung", scheint die Abwanderung einiger seiner Redakteure zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gar nicht so dramatisch zu sehen. Nachdem zunächst die "FAZ" mit Franziska Augstein, Thomas Steinfeld, Ulrich Raulff und Lothar Müller auf einen Schlag vier Feuilletonisten an die "SZ" verloren hatte, wechseln jetzt im Gegenzug neben Ressortchef Claudius Seidl Niklas Maak, Georg Diez, der Pauschalist Edo Reents, Michael Althen und zudem Medienchef Alexander Gorkow von der "SZ" zur "FAZ". Seidl wird für die "FAZ" die Berliner Feuilleton-Redaktion leiten, ebenso wird der Filmkritiker Althen nach Berlin gehen, um dort für die geplante bundesweite "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" zu schreiben.

Die "FAZ" kann sich freuen. Den für die "SZ" implodierenden Charakter dieser Abwanderungswelle mag Kilz nicht von der Hand weisen. Dennoch, sagte er am Sonntag dem Tagesspiegel, sehe er darin die Chance, im Feuilleton der "SZ" wieder mehr Teamarbeit aufkommen zu lassen, da nun nicht mehr diese eine Gruppe dominiere. Offensichtlich wechelt die Gruppe zur "FAZ", weil sie bei der "SZ" befürchtete, nicht so schnell ans Ende ihrer Wünsche zu gelangen. Dagegen scheint "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher nicht nur mit mehr Macht und mehr Geld, sondern vor allem mit der Aussicht gelockt zu haben, bei der "FAZ" sei mehr Freiheit und ein größerer Reformwille bei der Neugestaltung des Feuilletons möglich. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Aufbau der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Doch so sehr Hans Werner Kilz die Kündigung gerade von Claudius Seidl bedaure, sehe er doch, dass durch die jetzt abtrünnige, sehr eng zusammenarbeitende Gruppe im Feuilleton der "SZ" eine Art Zwei-Klassen-Gesellschaft entstanden war, bei der einige andere Kollegen und das klassische Feuilleton zu kurz gekommen seien. Nun sei der Knoten geplatzt, so dass ein neuer Integrationsprozess in Gang kommen könne.

Zu diesem Zweck will Kilz bis Ende dieses Jahres rund ein Dutzend junge, namhafte Journalisten zur "SZ" holen - beziehungsweise intern aufsteigen lassen. Ziel sei "eine inhaltliche und thematische Vertiefung des Feuilletons", die dadurch unterstreicht werden soll, dass auch der Seitenumfang erhöht werde. Traditionell waren die Wirtschaft und das Feuilleton immer die beiden Ressorts, bei denen die in der Auflage führende "SZ" gegenüber der "FAZ" Nachholbedarf hatte: sowohl, was die Redaktionsstärke als auch Budget und Umfang anbelangt. In der Wirtschaft habe die "Süddeutsche" bereits aufgeholt, sagt Kilz - nun folge eben das Feuilleton.

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