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Medien: Tausche Reim gegen Hahne

Die Parteien schachern schon um die Chefposten beim Rundfunk Berlin-Brandenburg

Ulrich Deppendorf oder doch Dagmar Reim in der Intendanz? Peter Hahne oder Barbara Groth an der Spitze der Fernsehdirektion? Für den kommenden Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), fusioniert aus SFB und ORB, läuft die Uhr. Bereits Mitte Dezember will sich der Rundfunkrat des RBB konstituieren, aus dessen Mitte heraus der künftige Intendant, die künftige Intendantin bestimmt wird. Die umlaufenden Spekulationen zu den Spitzen-Personalien ergeben jetzt bestimmte Schnittmengen. Im Zentrum steht der erste Intendant des RBB. Zwei Namen werden immer wieder genannt, nach der Häufigkeit der Nennungen führt Ulrich Deppendorf das Favoritenfeld an. Deppendorf arbeitet seit 1. Mai 2001 als WDR- Fernsehdirektor in Köln, davor leitete er das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Der Journalist kennt die Stadt und bestimmt auch das Land Brandenburg, und er kennt die politischen Patrons, sprich die Spitzen der SPD in Berlin und Brandenburg.

Nach gängiger Meinung werden die Sozialdemokraten den ersten RBB-Chef vorschlagen. Nun braucht Deppendorf wie alle anderen Kandidaten zu einer gültigen Wahl eine Drei-Fünftel-Mehrheit der 30 Rundfunkräte. Das unionsnahe Lager hofft auf eine „bürgerliche Sperrminorität“ von elf Stimmen und sitzt dank des CDU-Parts in der brandenburgischen Landesregierung sicher mit am Tisch. Die Spitzenpersonalien beim RBB können damit – wie beim ZDF – nur in einer „Mauschel-Packung“ bestimmt werden.

Neben Deppendorf wird Dagmar Reim genannt. Reim ist Chefin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg. Sie war (erfolglose) Kandidatin der SPD bei der ZDF-Intendantenwahl. Zu Deppendorf und Reim wird bei ORB und SFB ein Scherz herumgereicht: „Welche Filiale wollen wir denn werden?“ Hinter den beiden Kandidaten stehen der mächtige NDR und der noch mächtigere WDR. Deren beider Intendanten, Fritz Pleitgen am Rhein und Jobst Plog an der Elbe, haben ein starkes Interesse daran, den Sender in der Hauptstadt mit Stellvertretern zu „besetzen“.

Für das Fernsehdirektorat des RBB gilt das Vorschlagsrecht der Union: Auch hier soll das Spiel Mann gegen Frau laufen. Der Mann heißt Peter Hahne und ist Vizechef im ZDF-Hauptstadtstudio Unter den Linden. Beim letzten Verteilungskampf auf dem Lerchenberg ist der konservative Journalist nicht zum Zuge gekommen, vielleicht wusste er schon da, dass sein Platz nicht in Mainz, sondern in Berlin/Potsdam sein sollte. Hahne hat Konkurrenz von Barbara Groth. Die amtierende SFB-Fernsehchefin setzt – ganz Machtpolitikerin – auf Frank Steffel, CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied im RBB-Rundfunkrat. In gleicher Richtung hoffen auch Wolfgang Krüger, Programmgeschäftsführer German TV, und Christoph Lanz, Fernsehdirektor der Deutschen Welle.

Gilt das politische Raster bei der Besetzung der RBB-Spitze, dann muss auch die PDS bedient werden. Die Sozialisten sind Regierungspartei in Berlin. Ihr Spielplatz ist der Hörfunk. Bärbel Grygier zeigt sich interessiert. Grygier, Mitglied im SFB-Rundfunkrat, arbeitete als PDS-Bürgermeisterin für den Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg und sollte für Gregor Gysi nach der letzten Bundestagswahl in den Deutschen Bundestag nachrücken. Dann aber rückte die PDS nur mit Petra Pau und Gesine Lötsch ins Parlament. Derzeit gestaltet Frau Grygier ihre Freizeit. Mit Grygier wären neben der Komponente Partei auch die Merkmale Frau und Ost erfüllt. Übrigens auch bei Monika Künzel. Diese Frau mit Ost-Biografie führt die Redaktion „Lange Nacht“ beim Deutschlandfunk in Köln. Künzel hat vor dem Engagement beim Deutschlandfunk als Chefredakteurin beim Hörfunkprogramm DS-Kultur in der (Ost-)Berliner Nalepastraße gearbeitet.

Bei allen Personalien ist es so: Keiner der Kandidaten will sich öffentlich äußern. Alle Anfragen werden mit energischem Schweigen beantwortet. Zugleich dementiert jeder Kandidat und jede Kandidatin vehement, dass er oder sie nicht zur Verfügung stünde. Es gilt die Spielregel: Ich dränge mich nicht auf, sondern ich lasse mich drängen. Muss nur einer drängen.

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