zum Hauptinhalt

Medien: Tausend Stunden Turnen

Kein Land zeigt so viel von den Olympischen Spielen wie Deutschland

Die Marathonläuferin Aguida Amaral war überglücklich, als sie endlich das Stadion erreichte. Sie kniete sich sofort auf die Tartanbahn – bis ihr ein offizieller Mitarbeiter sagte, dass sie noch eine Runde im Stadion laufen müsse, bevor sie das Ziel wirklich erreicht habe. Die Episode während der Olympischen Spiele 2000 in Sydney war eine der kleinen tragikomischen Geschichten, bei denen die Fernsehzuschauer mitleiden können. Das wird bei den Olympischen Sommerspielen in Athen nicht anders sein, die heute eröffnet werden. ARD und ZDF sind mit 300 Fernsehstunden dabei. Wie bereits bei der Fußball- Europameisterschaft und bei der Tour de France wechseln sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender täglich bei der Berichterstattung von den Spielen ab, die zum 29. August dauern.

„Olympia live“ heißt die Sendestrecke sowohl in der ARD als auch im ZDF. So viel wie möglich live zu übertragen, ist das Ziel der Sender. „Das Programm berücksichtigt besonders, dass die Spiele erstmals seit Barcelona 1992 wieder in der europäischen Zeitzone stattfinden“, sagt Eberhard Figgemeier, Olympia-Programmchef des ZDF. „Der 100-Meter-Endlauf findet zur besten Sendezeit statt, nicht nachts um vier Uhr“, sekundiert sein ARD-Kollege Volker Kottkamp. Ein Quotenziel habe man sich jedoch nicht gesetzt: „Die Quoten der Fußball-EM in Portugal zu erreichen, wird schwierig. Während beim Fußball viele Menschen punktuell zum Spielbeginn einschalten, senden wir bei Olympia den ganzen Tag, also eher in die Fläche.“

Insgesamt 394 Millionen Dollar haben ARD und ZDF zusammen mit den anderen Mitgliedern der Europäischen RundfunkUnion für die Übertragungsrechte bezahlt. Sie werden deswegen nach Kräften verwertet: Die Wettkämpfe sind dieses Jahr nicht nur auf den Hauptprogrammen der beiden öffentlich-rechtlichen Sender zu sehen, sondern zusätzlich auf vier digitalen Olympiakanälen, deren Programm von beiden Sendern gemeinsam produziert wird: „Athen 1“ bis „Athen 4“. Man habe sich dazu entschlossen, weil viele Sportwettbewerbe parallel stattfänden, und wolle damit den individuellen Bedürfnissen der Zuschauer entgegen kommen, so Eberhard Figgemeier. Zusammen zeigen „Athen“ 1 bis 4 noch einmal 1100 Stunden Olympia – damit können ARD und ZDF von sich sagen, dass weltweit niemand seine Übertragungsrechte extensiver nutzt – 1400 Stunden Olympia im Fernsehen überbietet nicht einmal der amerikanische Rechteinhaber NBC. Er kommt „nur“ auf ein Programmvolumen von 1300 Stunden auf sechs Kanälen.

Das große Aber für die deutschen Fernsehzuschauer: Zwar sind die digitalen Olympiakanäle kostenfrei, doch können sie nach Angaben der ARD nur etwa 13 Prozent der Bevölkerung empfangen. Die Einrichtung dieser Kanäle sei lediglich eine Ergänzung, sagt Volker Kottkamp. Zumal die Kosten dafür „minimal“ seien. Für diejenigen, die die Olympia-Kanäle nicht empfangen, könnte Eurosport eine Alternative zu den Hauptprogrammen von ARD oder ZDF sein: 24 Stunden lang geht es dort um Olympia.

Rund 500 Mitarbeiter und 36 eigene Kameras sind für das ZDF und den Südwestrundfunk (SWR), der für die ARD nach Griechenland reist, im Einsatz. Ob damit eine Panne wie am Freitag in der ARD beim Bundesliga-Auftakt in Bremen ausgeschlossen ist? „Ja“, sagt ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. „Wir haben für den Notfall guten Ersatz geplant.“ Der SWR hat extra ein Ersatz-Studio und einen Ersatzmoderator, der ein Ersatzprogramm ankündigen wird. Hoffentlich singt nicht wieder Jürgen Marcus.

Juliane Schröter

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false