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Medien: Teufelskreis der Gewalt

Arte zeigt einen Schwerpunkt zum Thema Terrorismus

1946 ging eine Bombe hoch im Jerusalemer Hotel „King David“, dem Hauptquartier der britischen Besatzer. Dies könnte man als den Beginn des modernen Terrorismus bezeichnen, dessen vorläufigen Höhepunkt die Zerstörung der Twin Towers in New York darstellt. „Gesichter des Terrors“ nennt Arte einen Themenschwerpunkt, der in vier 50-minütigen Dokumentarfilmen fern jeder ideologischen Fixierung eine Analyse der verschiedenen Formen und Ursachen jener Kriege versucht, die nicht offizielle Armeen führen.

Der Terrorismus ist zwar so alt wie die Geschichtsschreibung. Was aber den des vergangenen halben Jahrhunderts von den älteren Aufständen und Attentaten gegen diktatorische Regimes unterscheidet, ist seine weltweite Öffentlichkeitswirksamkeit durch die modernen Medien. Das Feuer von Jerusalem wirkte wie ein Fanal, das Nachahmer inspirierte und überall in der Welt neue Bomben hochgehen ließ.

Vier Kategorien von Motivationen blättern die Dokumentarfilmer Jon Blair, Polly Williams und Daniel Korn, die jeweils einen Teil von „Gesichter des Terrors“ gedreht haben, an typischen Beispielen auf. Sie erheben dabei keinen Anspruch auf die vollständige Auflistung aller Konfliktherde der Welt: Terrorismus als nationale Befreiungsbewegung gegen privilegierte Okkupanten, als linke „Revolution“ gegen das Establishment, aus religiösem Fanatismus und, am bedrückendsten, aus machtpolitischen Gründen unterstützt oder gar initiiert von demokratischen Staaten wie den USA in Lateinamerika. Mit ruhigen Gesichtern, manchmal auch durchaus mit Stolz verteidigen Generäle, Geheimdienstler und Bombenleger ihre Strategien, verteidigen Folter als legitimes Instrument eines Gewaltmonopols. Mit leisen Stimmen berichten Opfer und Angehörige von Opfern von den Auswirkungen auf ihr Leben.

Und wenn am Ende der lange, erschütternde, im besten Sinne aufklärerische Themenschwerpunkt wieder in Israel ankommt, mitten im unaufhörlich rotierenden Teufelskreis der Vergeltung von Terror mit Terror, wird klar, dass der Weg in den Frieden Vernunft, Maß und Geduld braucht. Und dann noch immer schier endlos lang ist. Etwa so lang wie der Weg des ehemaligen Terroristen Nelson Mandela zum Friedensnobelpreis.

„Gesichter des Terrors“: Doku-Reihe, Teil 1 um 20 Uhr 45, Arte; die restlichen drei Teile folgen am Donnerstag ab 22 Uhr 25

Mechthild Zschau

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