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Wirklich "Prima Woche"?

© Promo

TOPF VOLL Gold: Betrug als Geschäftsmodell

Mats Schönauer wundert sich nur, was die Regenbogenpresse unter dem Deckmantel des Journalismus an kruden Falschmeldungen in die Welt setzt

Als Fernsehzeitschrift ist es schon ein besonderes Kunststück, ins Visier von Medienkritikern zu geraten und sich die Empörung der Masse einzufangen. Der „TV Movie“ jedoch ist das vergangene Woche mit Bravour gelungen. Bei Facebook hatte sie einen Artikel beworben mit den Worten: „Gerade vermeldet ++ Einer dieser TV-Moderatoren muss sich wegen Krebserkrankung zurückziehen“, dazu Fotos von vier Moderatoren. Erst nach dem Klick erfuhr man, wer von ihnen die Diagnose erhalten hatte.

Clickbaiting nennt sich dieses Prinzip, mit dem einige Redaktionen seit einer Weile ihre potenziellen Leser trickreich in die Irre führen, um sich deren Klicks zu ergaunern.

Auch die „Prima Woche“ versucht auf ihrem aktuellen Cover die mögliche Kundschaft mit einer großen „Schock-Nachricht“ zum Kauf zu bewegen. Es geht um Regenbogenqueen Helene Fischer, die ihrem Freund Florian Silbereisen auf dem beigestellten Foto einen enttäuschten Blick zuwirft. „Warum musste es so enden?“, fragt das Blatt und verspricht „Alles über die traurigen Hintergründe!“

Das perfide Spiel mit der Angst der Menschen

Nun könnte man meinen – so geht ja auch das Kalkül der Redaktion –, dass es um die Beziehung des Schlagerpärchens geht. Doch wer die „Prima Woche“ kauft, erfährt: Vorbei ist nicht etwa die Beziehung von Helene Fischer und Florian Silbereisen, sondern das Leben einer 44-jährigen Frau. Sie starb bei einem Autounfall auf einer Landstraße in der Nähe von Rostock. Angeblich war sie von der Autobahn abgefahren, weil dort zu viel Verkehr war – unter anderem deshalb, weil in der Nähe ein Konzert von Helene Fischer stattfand.

Das unsägliche Prinzip des Clickbaitings ist keine Erfindung des Internets. Es ist das digitalisierte Grundprinzip der Regenbogenpresse: Der Betrug am Leser, um Geld zu verdienen; das gierige, perfide Spiel mit der Angst und dem Leid anderer Menschen – unter dem Deckmantel des Journalismus.

Mats Schönauer

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