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Medien: Türkisch für Fortgeschrittene

Annemie, Fred und Frank bekommen Nachfolger: Es sind Hasan (62) und Aliye (59) mit ihren vier Söhnen und drei Töchtern zwischen 26 und 35 Jahren. Die Autorin und Regisseurin Ute Diehl hatte mit der „einzig wahren Familienserie“ über die Fussbroichs (1990–2004) Fernsehgeschichte geschrieben, nun legt sie mit „Die Özdags“ nach.

Annemie, Fred und Frank bekommen Nachfolger: Es sind Hasan (62) und Aliye (59) mit ihren vier Söhnen und drei Töchtern zwischen 26 und 35 Jahren. Die Autorin und Regisseurin Ute Diehl hatte mit der „einzig wahren Familienserie“ über die Fussbroichs (1990–2004) Fernsehgeschichte geschrieben, nun legt sie mit „Die Özdags“ nach. Sieben 30-minütige Folgen strahlt der WDR ab 7. Januar aus, jeweils sonntags und montags, ab 22 Uhr. Die Özdags statt der Fussbroichs – beide leben in Köln, doch der Kontrast könnte kaum größer sein. Hier die turbulente Bäcker-Großfamilie mit türkischen Wurzeln, dort der kleinbürgerliche deutsche Arbeiterhaushalt. Beinahe zwangsläufig ist das Tempo von Ute Diehls neuer Serie höher. Es geht schneller und lauter zu, aber mindestens ebenso „einzig“ und „wahr“.

Anfangs fällt es schwer, sich in dieser vielköpfigen Familie zurechtzufinden: Hinzu kommen schließlich noch ein (amerikanischer) Schwiegersohn, vier Enkel, Freunde und Kunden des Familienbetriebs. Vater Hasan war vor 35 Jahren nach Deutschland gekommen und hatte in Köln-Mülheim eine Bäckerei eröffnet. Heute ist die zweitälteste Tochter Zülya die Chefin in der orientalischen Feinkonditorei. Umso leichter fällt es, sich von der Lebendigkeit und dem Charme der Özdags anstecken zu lassen. Es wird Deutsch gesprochen, besser gesagt: Deutsch mit rheinisch-türkischem Akzent. Nur Mutter Aliye redet allein Türkisch und Arabisch und schaut am liebsten Fernsehserien aus der Heimat.

Unter 50 Familien hat Ute Diehl mit den Özdags starke, interessante Persönlichkeiten gefunden – mit einigem Talent als Entertainer. Folge fünf (21. Januar), in der Frohnatur Nebil (34) im Auto deutsche Schlager schmettert („Dich zu lieben, dich berühren“) und seinen zurzeit arbeitslosen Bruder Uzay (35) zuerst nervt und am Ende doch aufmuntert, dürfte der Höhepunkt der Serie werden. „Du bist deutscher wie jeder Deutsche“, jammert Uzay zwischendurch, geplagt von Nebils Roland-Kaiser-Interpretationen. Wie auch immer man sich den Alltag in einer türkischen Familie vorstellen mag – Ute Diehl unterläuft jedes (Vor-) Urteil durch Beobachtungen aus dem prallen Leben.

„Die Özdags“; WDR, Sonntag 22 Uhr

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