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© dpa

TV-Kritik: Kerner, come back!

Markus Lanz im ZDF, ja, tatsächlich im ZDF. Bei seinem ersten Auftritt führt er ein Interview mit Verona Pooth - ein Debakel.

Markus Lanz. ZDF.

Mal kurz gucken, nach links oben, tatsächlich, da ist das Logo, das Logo des Senders ZDF, man befindet sich also theoretisch immer noch bei einem gebührenfinanzierten, öffentlich- rechtlichen Sender. Die Überprüfung tat Not am Dienstagabend um Viertel vor elf, denn da saß Markus Lanz, der jahrelang auf RTL die Boulevardsendung „Explosiv“ moderiert hat, und interviewte Verona Pooth, die jahrelang in Boulevardsendungen gezeigt wurde, zu der Insolvenz der Firma ihres Mannes Franjo. Dieses „Gespräch“ war ein Debakel, als Zuschauer konnte man sich nicht entscheiden, ob man es nun für eine Belanglosigkeit, eine Frechheit oder eine Imagerettungskampagne halten sollte. Am Ende war der Erkenntnisgewinn folgender: Wenn Ehen in Deutschland so funktionieren wie die Ehe der Pooths, dann macht die Ehe keinen Sinn. Verona erzählte quasi nebenbei, dass sie die Hintergründe der Firmenpleite hauptsächlich aus einem Franjo-Interview in der „Bunten“ erfahren hatte, während Markus Lanz – wahrscheinlich als Reflex – dauernd betonte, was Verona doch im Leben alles geschafft habe – und dann, so ein Jammer, das.

Vielleicht sagt ihr Besuch bei „Markus Lanz“, gedacht als Lückenbüßer für „Kerner“, auch mehr über ihren Marktwert, als ihr lieb ist, denn in die Talkshow sollte ohne Not keiner gehen. Lanz ist mit der Situation, eine Sendung eine Stunde lang tragen zu müssen, sichtlich überfordert. Das Studiopublikum, das im Hintergrund dauernd im Bild ist, lässt das Geschehen desinteressiert über sich ergehen. Und bis zur Schicksalsgeschichte eines Mannes, der das Zugunglück von Eschede überlebt hat, waren nur Unsympathen zu Gast. Ein Ehepaar war da, das einen Elite-Kindergarten gegründet hat, in dem Dreijährige für 1000 Euro im Monat Englisch lernen, ins Museum gehen und Wissenswertes über die Funktion des Darms erfahren. Solche Menschen sind generell schwer zu ertragen – aber nach elf Uhr abends im Fernsehen sind sie beinahe eine Zumutung. Für alle, die diese Sendung nicht gesehen haben: Wenn man sich ganz schnell Johannes B. Kerner zurückwünscht, dann muss schon etwas sehr, sehr Schlimmes passiert sein.

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