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Medien: & Contra

Sind wir nun so weit? Ahmen wir, da bald die Welt auf uns schaut, jede deutsche Klein- und Mittelstadt nach, die seit den siebziger Jahren nur auf eines richtig stolz ist – auf ihre Fußgängerzone?

Sind wir nun so weit? Ahmen wir, da bald die Welt auf uns schaut, jede deutsche Klein- und Mittelstadt nach, die seit den siebziger Jahren nur auf eines richtig stolz ist – auf ihre Fußgängerzone? Diese hat sicher ihre Verdienste, sie trägt zur Luftreinhaltung bei. Sie kann, von Fachwerkhäusern umrahmt, richtig gemütlich sein. Aber in Berlin reden wir vom Kurfürstendamm, dem berühmtesten und breitesten Boulevard Deutschlands. Ihn und die Tauentzienstraße an ihren prominentesten Enden vom Verkehr abzuwürgen, um einen Budenzauber zur WM zu veranstalten, kann nicht gut gehen. Die Besucher erwarten einen wirklichen Kurfürstendamm, eine Weltstadt–Hauptstraße mit Verkehr und gut funktionierenden Buslinien. Eine Fressmeile übers Wochenende ist für Berliner gerade noch erträglich. Aber vier Wochen lang, vor vielen internationalen Gästen, ist sie vielleicht nur peinlich. Die Flaneure werden die Öde schnell spüren und sich den Weltstadtverkehr zurückwünschen. Die Straßen samt Mittelstreifen sind viel zu breit, um als Fußgängerzone zu funktionieren. Sie sind für die Stadt zu wichtig, um so lange aus dem Verkehr gezogen zu werden. Der Bezirk sollte die Einwände der Anlieger, die viel von ihrer Straße und ihrer Attraktivität verstehen, ernst nehmen. Und überhaupt: Warum muss es dann noch eine WM-Meile im Spreebogen geben?

Christian van Lessen

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