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Medien: Väter & Pornos

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Wer sich für das Paradoxe interessiert, für das in sich Widersprüchliche und historisch Problematische, dem sei die „Lange Nacht der Väter“ empfohlen. Eine Radionacht, die allein den zeitgenössischen Vaterfiguren gewidmet ist.

Tom Peuckert verrät,

was Sie nicht verpassen sollten

Wer sich für das Paradoxe interessiert, für das in sich Widersprüchliche und historisch Problematische, dem sei die „Lange Nacht der Väter“ empfohlen. Eine Radionacht, die allein den zeitgenössischen Vaterfiguren gewidmet ist.

Der Vater ist zu einer komplizierten Rolle geworden, zum sozialen Problemfall, zur beinahe unmöglichen Existenz. Autor Jochanan Shelliem hat eine ganze Nacht lang Zeit, um die Spielregeln des heutigen Vaterseins zu erkunden. Der väterliche Alltag in Deutschland, typische Krisensymptome, moderne Vater-Idole. Bei Shelliem kommen glückliche und unglückliche Väter zu Wort, alte und junge, leidenschaftliche und disziplinierte. Rein hedonistisch gesehen ist Vaterschaft wohl ein Nullsummenspiel. Aber kaum ein Mann wagt es wirklich, aus dem Spiel auszusteigen (Deutschlandfunk, 1. Juni, ab 23 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Väter, um hier mal einen saloppen Übergang zu wagen, gehören auch zum Kundenkreis einschlägiger Videotheken. Wenn das Familienleben seine erotische Spannung verliert, trifft man sie in jenen Nebenräumen an, wo es unverhüllt fleischig zugeht und Minderjährige keinen Zutritt haben. Dieter Mayer-Simeth hat sich an den Quellen des Pornomarktes umgesehen. Genauer: im San Fernando Valley, einem Ortsteil von Los Angeles, wo pro Jahr fast zehntausend Pornofilme gedreht werden. Die Sendung „Hollywood Porno High Tech“ klärt über die Zukunft des Gewerbes auf. Porno als selbstverständlicher Programmbestandteil des Privatfernsehens, interaktive Pornografie im Internet. An Cyber- Pornos wird gearbeitet, ein paar juristische Hürden stehen noch im Weg, aber bald warten technische Überraschungen auf die Herren Verbraucher (Radio Kultur, 5. Juni, 21 Uhr, UKW 92,4 MHz).

Auch die europäischen Diktatoren des 20. Jahrhunderts hatten ihren Anteil am Ruin des Vaters. Der bürgerliche Familienpatriarch verlor seine Herrschaftsrechte, alle Autorität sollte dem Tyrannen an der Spitze des Staates gehören. Dem „Führer“ oder „Väterchen Stalin“, wie die Euphemismen lauteten. Unmittelbar nach der Revolution von 1917 schrieb der russische Satiriker Jefim Sosulja die Erzählung „Die Geschichte von Ak und der Menschheit". Ein prophetischer Ausblick auf die Logik der absoluten Machtentfaltung. Hauptfigur Ak ist Mitglied im „Gremium der höchsten Entschlussfreude“, das sich mit der Vernichtung lebensunwerten Lebens befasst. Hörspielmacher Kai Grehn hat den historischen Pointen des alten Textes nachgespürt und viel schräge Musik dazu montiert (Radio Kultur, 7. Juni, 21 Uhr).

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