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Medien: Vorsicht! Bauer

Gabi Bauer kommt jetzt jede Woche. Wenn die Quote nicht stimmt, heißt es, fliegt sie

Skandale können sich im Rückblick betrachtet positiv auf eine Karriere auswirken, wenn auch nicht unbedingt auf die eigene. Nach der Sommerpause und dem Verzicht Michel Friedmans auf sein 14-tägliches Format, sendet Gabi Bauer den nach ihr benannten Polittalk nun wöchentlich, von heute an jeden Mittwoch. Für die ehemalige „Tagesthemen“-Moderatorin und Mutter von Zwillingen kam diese Entwicklung unerwartet – ebenso wie schon das Angebot im Frühjahr vergangenen Jahres, eine eigene, nach ihr benannte Sendung zu moderieren.

Erleichtert scheint die Journalistin über die künftige verdoppelte Frequenz ihrer Bildschirmpräsenz zu sein, auch wenn es ein Vollzeitjob wird. „Es kann der Sendung nur gut tun, verlässlich zu erscheinen. Was mir auch die Chance gibt, mich von nun an komplett für die Sendung zu engagieren. Jetzt kann ich mich auch um Personalfragen, die öffentliche Vermarktung, die Konzeption kümmern.“ Eine nicht leicht zu fällende Entscheidung sei es gewesen, ihrem Mann die inzwischen zweijährigen Söhne Mats und Adrian zu überlassen, sagt sie. „Wir glauben, dass sich die Sendehäufigkeit positiv auf die Quote auswirken wird.“

Zeitungen hatten geschrieben, sie müsse den Marktanteil von bisher durchschnittlichen 7,3 Prozent überbieten, sonst wird auch sie von der ARD ganz abgesetzt. Gabi Bauer will davon nichts wissen. Die ARD erwarte mehr Zuschauer, „genau so wie ich selbst, aber die Zahlen in den Zeitungen waren falsch. Wir werden sehen, wie sich die Staffel entwickelt.“

Sie hat den Sendeplatz vor anderthalb Jahren übernommen. Die Vorgängersendung von Joachim Gauck war wegen schlechter Quoten eingestellt worden. „Ich habe zwei Jahre eine sehr schöne, konzentrierte Zeit mit meinen Kindern verbracht. Die neue Entwicklung entsprach nicht unserer Lebensplanung.“ Aber auch Gabi Bauer, die als „Tagesthemen“-Moderatorin hoch gelobt war, hatte auf dem Mittwochabend-Sendeplatz Probleme. Erst wurde die Gästeliste von rein politischen Gästen auf andere Prominente erweitert, dann musste Produzent Friedrich Küppersbusch gehen. Die doppelte Frequenz ist ihre letzte Chance, heißt es.

Das Sendungskonzept ist vor einigen Wochen leicht überarbeitet worden. Ab sofort fehlt das Live-Publikum; Reinhold Beckmann sagt man seit seinem Verzicht auf klatschende Hände eine Qualitätssteigerung nach. Statt einem Gast gibt es bei Gabi Bauer jetzt ein Diskussionspaar. Dabei entstehen sonst unübliche, originelle Gegenüberstellungen. Die Sendung widmet sich dreißig Minuten lang einem singulären Thema, Kontrahenten verschiedener Sphären kommen zu Wort. So trifft bei der Premiere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement von der SPD auf den Plattenboss Tim Renner. Sie streiten über das Thema: „Kinder haften für ihre Eltern – Muss die Generation Golf die Zeche bezahlen?“. Die Moderatorin sagt, sie reize der Schlagabtausch und das rhetorische Duell. „Vieles daran ist spannend. Das Konzept des intensiven, gesellschaftspolitischen Streitgesprächs fehlte bisher im deutschen Fernsehen. Ferner kann ich Menschen zusammenführen, die sich sonst vielleicht gar nicht treffen würden."

Die Kolleginnen Sandra Maischberger, Sabine Christiansen und Maybrit Illner senden aus der Hauptstadt, die Studios liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Machtzentrale. Angst davor, durch den Produktionsstandort Köln schwieriger kurzfristig an tagesaktuelle Gäste heranzukommen, hat Gabi Bauer nicht. „In absolut notwendigen Fällen reisen auch wir nach Berlin und senden von dort. In der Regel bleiben wir beim WDR.“

„Gabi Bauer“: 23 Uhr, ARD

Felix Mauser

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