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Foto: ZDF

© ZDF/Svea Pietschmann

Wahl-Fernsehen: Ein Mann für viele ZDF-Aufgaben

Theo Koll präsentiert sich im ZDF-Wahlabend als neuer Meister der Zahlen.

Zugeknöpft und aufgeschlossen. Theo Koll, der neue starke Mann hinter ZDF-Chefredakteur Peter Frey, ist beides. Das ist kein Widerspruch: Als politischer Journalist hat er beharrlich, unaufgeregt und kompetent seinen Weg gemacht. Als Moderator scheint es ihm immer noch etwas unangenehm zu sein, einfach so in die Wohnzimmer zu platzen. Die Rolle liegt ihm im Grunde nicht. „Ich mag eine gewisse persönliche Zurückhaltung“, sagt er und findet das selbst „für einen Fernsehmann etwas kurios“. Mit dem jüngsten Karriereschritt – am 1. Mai übernahm der bisherige Leiter der ZDF-Hauptredaktion Außenpolitik zusätzlich die zuvor von Bettina Schausten geleitete Hauptredaktion Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik – tritt er noch häufiger vor die Kameras. Denn Koll moderiert das „Politbarometer“, das „Auslandsjournals“ sowie die „ZDF spezial“-Sendungen. Am heutigen Wahlsonntag in Nordrhein-Westfalen wird man ihn als Zahlenjongleur des ZDF erleben.

Für die Präsentation der Ergebnisse wäre ein Kasper vor der Kamera ohnehin der Falsche, da muss es seriös zugehen. Und seriös, das kann Theo „very British“ Koll. Der Anzug sitzt perfekt, der Hemdkragen legt sich sehr eng um den Hals, die große Brille, rötlich schimmern die Haare: Der 1,90 Meter große Schlacks passt spätestens seit seinen acht Korrespondentenjahren in London derart perfekt zum Klischee eines steifen Briten, dass man sich über sein akzentfreies Deutsch wundert. Aber der von England begeisterte Theo Koll ist in Bensberg bei Köln geboren, und so verdanken wir ihm die Erkenntnis, dass nicht jeder Rheinländer ein dauerfröhlicher Jeck werden muss. Woher das Faible fürs Britische kommt? „Ich würde mir wünschen, ich könnte mit Fug und Recht sagen, dass es meinem Charakter entspricht. Das wäre aber vermessen“, sagt Koll, Meister des Understatements, der die Fähigkeit zur Selbstkritik und den Humor der Briten bewundert.

Acht Jahre lang war Koll Moderator und stellvertretender Leiter des Magazins „Frontal 21“ und wahrte dabei angemessen kritische Distanz zu allen politischen Lagern, ohne als scharfer Polemiker aufzufallen. Nun soll er zwei bisher getrennte Redaktionen zusammenführen. „Sind Afghanistan oder die Vulkanasche Innen- oder Außenpolitik? Ich glaube, dass es große Schnittmengen gibt“, begründet er die Maßnahme. Intern sollen die in beiden Redaktionen vorhandenen Spezialteams für besondere aktuelle Ereignisse, gewissermaßen die schnellen Eingreiftruppen vom Lerchenberg, zusammengelegt werden. Beweglicher und reaktionsschneller will das ZDF so werden.

Als Außenpolitik-Chef treibt er das XXL-Prinzip auf die Spitze, siehe das Projekt „24 Stunden Südafrika. Ein Land – ein Tag“. Zwölf Reporter haben über 70 Protagonisten aus dem Land der Fußball-WM im Alltag begleitet. Die einen Tag am Kap erzählende Montage wird am 5. Juni im ZDF-Infokanal ausgestrahlt, im ZDF gibt es Ausschnitte in fünf Programmfenstern. Die Idee ist nach dem Dokumentarfilm „24 Stunden Berlin“ nicht neu, doch Theo Koll will mit weiteren Schwerpunkten die WM dazu nutzen, „um das Interesse auf den Kontinent zu lenken“. Danach, das weiß er selbst, wird es wieder auf Normalmaß schrumpfen.Thomas Gehringer

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