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Medien: Wenn Bargeld lacht

Rätselspiele, Konzerte, Telefon-Voting: Das Privatradio sucht neue Erlösquellen

Das lässt sich hören: Den privaten Radiosendern in der Region geht es wieder etwas besser. „Der Abwärtstrend konnte gestoppt werden. Die Lage hat sich deutlich verbessert“, sagte Johannes Kors, stellvertretender Geschäftsführer der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. Das geht aus einer Studie über den Medienmarkt Berlin-Brandenburg hervor, die Kors auf dem „Medienforum 2004“ in Berlin vorstellte.

Was die Studie aber auch sagt: Die Werbeeinnahmen sinken in diesem Jahr wieder. Die Konsequenz: Andere Erlöse müssen her, zum Beispiel so genannte Telefonmehrwertdienste. Als da wäre „Das geheimnisvolle Geräusch“ von 94,3 r.s.2. „Dieses Spiel wird von unseren Hörern akzeptiert“, sagte Stephan Hampe, der Programmdirektor des Senders. „Die Hörer rätseln in Gedanken mit, das Spiel ist nachvollziehbar.“ Der Hörer mache freilich nicht alles mit, er lasse sich zur Teilnahme bewegen, wenn er emotionale Gründe wie gute Unterhaltung und rationale Gründe wie die Chance auf Gewinn sehe. Von hundert Hörern würde jeder zehnte anrufen und dabei 49 Cent investieren.

Nicht alles funktioniert prächtig: Telefon-Abstimmungen zu Ja-/Nein-Fragen sind mal mehr, mal weniger ein Erfolg. Und ob ein Kaufradio, wie es von den Teleshopping-Kanälen abgeschaut wurde, jemals große Umsätze erzielen wird? Trotzdem, Klaus Gräff vom Interaktionsvermarkter Radio Business to Consumer (RBC) erwartet für die Erlöse neben der Werbung ein Wachstum von bis zu 20 Prozent in den nächsten Jahren. Ein „Garant für steigende Anrufzahlen“ sei dabei der Jackpot, sagte Jan Kemper, Geschäftsführer von Legion Telekommunikation. „Ein Jackpot trägt zur Dramaturgie des Spiels bei.“ Dadurch steige die Anruferzahl bis zum Sechsfachen. „Am liebsten haben die Hörer Bargeld als Gewinn“, weiß Kemper – das lockt die meisten Anrufer und führt zu den höchsten Einnahmen.

Geld fließt nicht nur bei Rätsel-, Quiz- und Voting-Aufrufen der Sender. Auch Klingeltöne stehen zum Verkauf: „Radio ist Musik, und Klingeltöne sind Musik. Das passt“, so Kemper. Einen anderen Weg geht Radio NRJ. Der Sender veranstaltete dieses Jahr „Energy in the Park“, ein für die Besucher kostenloses Konzert im Strandbad Wannsee. Verdient hat der Sender an Sponsoren, die sich und ihre Produkte bei der Ticketvergabe, im Spot und auf der Veranstaltung präsentierten.

Wie viele solcher Telefonaktionen man den Hörern zumuten kann? „Die Verweildauer auf dem Sender ist durch Telefonspiele sogar gestiegen“, sagte Hampe von 94,3 r.s.2. Andererseits müsse man „sensibel“ sein und darauf achten, die Marke des Radiosenders nicht zu beschädigen. Denn im Gegensatz zum Fernsehen lebe das Radio davon, dass sich seine Hörer mit dem eingeschalteten Sender identifizierten.

Till Frommann

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