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Nein, danke. Hape Kerkeling (l.) verkündete am Samstag bei „Wetten, dass...?“, dass er nicht Nachfolger von Thomas Gottschalk wird. Jetzt muss das ZDF weitersuchen. Foto: dpa

© dpa

"Wetten, dass...?": Dreimal hoch

Hape Kerkeling feiert mit Thomas Gottschalk das deutsche Fernsehen – „Wetten, dass...?“ will er aber trotzdem nicht übernehmen. Bei der Suche nach einem Nachfolger sollte sich das ZDF auch bei den Privaten umschauen.

Am Samstagabend um kurz nach zehn brachte Spiegel Online dann eine Eilmeldung, aber es ging nicht um Griechenland und nicht um Italien und auch nicht um Europa und den Euro, sondern diesmal ging es wirklich um etwas Wichtiges, um etwas, das die Menschen tatsächlich bewegt und beschäftigt: Hape Kerkeling will nicht „Wetten, dass...?“ moderieren. Das sagte er als Gast auf der Couch von Thomas Gottschalk, Kerkeling formulierte es so: „Nein, ich möchte nicht“, und das hörte sich an, als habe man ihm zum wiederholten Mal ein großes Stück Schwarzwälder Kirsch angeboten: Nein, ich möchte wirklich nicht, ich kann nicht mehr.

Dabei hatte er es knapp zwei Stunden vorher schon gesagt, besser, klüger – und alle haben es verstanden. Nicht Thomas Gottschalk eröffnete die Show, sondern Kerkeling als Horst Schlämmer, „und hier ist Ihr Gastgeber“ hörten die Fernsehzuschauer, da kam er raus, der Beifall war riesig und nicht wenige Fernsehzuschauer werden in dem Moment gedacht haben, dass es Kerkeling wohl wirklich machen wird. Er zauberte dann ja auch in den zehn Minuten, die er den Saal alleine hatte. Aber dann, als Gottschalk da war und auch Michelle Hunziker, da sagte Kerkelingschlämmer: „Das habe ich jetzt einmal gemacht – und nie wieder.“ Das war ein großer Fernsehmoment.

Die Show, die dann begann, Gottschalks vorletzte, zeigte sich in beeindruckender Form, was vor allem mal wieder an Gottschalk lag, der seit seinem angekündigten Rücktritt wie von einer Last befreit die Sendung moderiert. Knapp zehn Millionen Zuschauer schalteten diesmal ein – ein sehr guter Wert, die RTL-Publikumsbeleidigung „Supertalent“ wollten nur sechs Millionen sehen, und vielleicht ist auch das ein Zeichen, dass „Wetten, dass...?“ nicht am Ende ist, dass die Show weitergehen muss, weitergehen sollte .

Am Donnerstag sagte Harald Schmidt, dessen Name nie genannt wird, wenn es um die Gottschalk-Nachfolge geht, dass es sich bei „Wetten, dass...?“ um eine zutiefst politische Show handeln würde, weil ein Land, in dem zehn Millionen so etwas sehen wollen, immer noch regierbar ist. Und wenn die Show so abläuft wie am Samstagabend, kann es auch kein so schlechtes Land sein. Der Unterhaltungswert lag drei Stunden sehr hoch, Gottschalk hielt alles zusammen, die Gäste hatten gute Laune, sodass auch jemand wie David Bongartz, der für seine Karriere nicht nur seinen Nachnamen in Garrett umbenannt hat, nicht weiter unangenehm auffiel.

Die Wetten waren mit Bedacht ausgewählt, Andrea Sawatzki und Michelle Hunziker erlaubten sich einen kleinen privaten Wettbewerb, wer denn das spektakulärste Dekollete habe. Und als Höhepunkt dann die Absage von Hape Kerkeling. That’s entertainment.

„Es ist schade, dass er das Angebot nicht annimmt, aber ich respektiere seine Entscheidung und ihre Begründung“, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut nach der Show. Wer Gottschalks Nachfolger wird, soll „Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres“ bekanntgegeben werden, sagte Unternehmenssprecher Alexander Stock. Als mögliche Nachfolger waren neben Kerkeling immer auch Jörg Pilawa oder Anke Engelke im Gespräch.

Als Thomas Gottschalk 1987 „Wetten, dass...?“ übernahm, war er 37 Jahre alt, für damalige Fernsehverhältnisse ein junger Mann. Jörg Pilawa ist 46, Anke Engelke 45, fast alle Personen, die jetzt genannt werden, sind jenseits der 40, und das beweist vor allem, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht gerade versucht hat, Talente zu finden und sie aufzubauen. Und deshalb fällt einem jetzt, nach Kerkelings Absage, auch nur ein 45-jähriger Mann ein, der seine Fernsehkarriere beim Musikfernsehen begann und seitdem bei den Privaten zeigt, wie TV-Unterhaltung funktioniert: Stefan Raab.

Irgendwann werden wir ja doch erfahren, wer in Zukunft „Wetten, dass...?“ moderiert, aber eigentlich ist es auch egal. Irgendeiner wird sich schon finden, und ein paar Millionen werden es sich anschauen, und die Kritiker werden es natürlich furchtbar finden und an Gottschalk erinnern und Kerkeling hinterher trauern, den wir zum Schluss noch einmal zitieren wollen mit einem Satz, den am Samstagabend dann alle sangen bei „Wetten, dass...?“, weil er am Samstagabend stimmte: „Es lebe hoch das deutsche Fernsehen!“

Dreimal hoch.

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