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Medien: „Wir haben mehr Anfragen als Fahrzeuge“

BMW betreibt mit Autos und Motorrädern „Requisiten-Placement“ – wenn es dem Unternehmen nutzt

Herr Schweizer, fühlt sich BMW vom Vorwurf der Schleichwerbung im deutschen Fernsehen betroffen?

Nein.

Also: Schleichwerbung nein, „Product Placement“ ja?

Die BMW Group beschränkt sich auf „Ausstattungs- beziehungsweise Requisiten-Leihstellung“ oder „Requisitenspende“. Die BMW Group macht dies schon seit 1934 und blickt auf eine 70-jährige Tradition in jenem Bereich zurück. Aus diesem Grund wird BMW als glaubwürdiger Partner in der Filmbranche geschätzt.

Was muss vom Drehbuch her gegeben sein, damit BMW-Fahrzeuge durchs Fernsehbild einer Serie, eines Films, eines Magazins fahren dürfen?

Wir respektieren die künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit. Wir lesen das Drehbuch und stellen die Fahrzeuge als kostenlose Requisiten zur Verfügung. Wir lektorieren das Drehbuch unter anderem nach folgenden Kriterien: künstlerische Kriterien, Charakter der Rolle, Rolle des Fahrzeuges, Dramaturgie, Fahrweise, technische Umsetzung, Distribution des Films, Dialoge, Struktur.

Fordern Sie gegebenenfalls Änderungen im Drehbuch?

Nein. Wir wollen genau jene Rolle nicht wahrnehmen. Mit anderen Worten: Wenn die kreative Partnerschaft nicht stimmig ist, sagen wir ab. Häufig ist es aber so, dass in einem Drehbuch sehr unspezifisch von Fahrzeugen gesprochen wird: Also „ein schnittiger Sportwagen fährt um die Kurve“ oder „ein Wagen fährt vor“. Dies ist übrigens auch bei Hollywood-Drehbüchern absolut üblich. Der Ausstatter muss dann gemeinsam mit dem Regisseur entscheiden, um welches Fahrzeug es sich handeln soll.

Gilt der Grundsatz: Wenn ein BMW im Bild, dann aber nur das neueste Modell, schön sauber, immer fahrend, nie defekt, nie in einen Unfall verwickelt?

Dieser Grundsatz gilt nicht für BMW, Requisitenleihe ist für uns so etwas wie eine „Visitenkarte“ des Unternehmens, das heißt, wir unterstützen hochwertige und historische Filmprojekte gleichermaßen. Filmprojekte wie zum Beispiel die „Heimat“- Trilogie von Edgar Reitz wurden von uns unterstützt. Die über 20-jährige Zusammenarbeit half uns, die andere Seite besser zu verstehen und gemeinsam an jenem Projekt mitzuwirken. Diese Partnerschaft ging bis zur Premiere, bei der mit unserer Unterstützung das Prinzregenten-Theater in München angemietet wurde. Der Film konnte somit seine Premiere in einem würdigen Rahmen finden. Dies ist unsere Art, mit der Filmbranche ein Verständnis für das Kulturgut Film zu definieren.

Können Sie aktuelle Fälle nennen, bei denen die BMW Group den Wünschen von Produzenten nach „Requisiten-Placement“ nachgekommen ist?

Generell sprechen wir nicht über aktuelle Projekte, die noch nicht gesendet sind. Größere Projekte im letzten Jahr waren „Bridget Jones 2“ von Beeban Kidron, „Lautlos“ von Mennan Yapo, „Der Clown“ von Sebastian Vigg, „The Bourne Supremacy“ von Paul Greengrass, „36“ von Olivier Marchal, „A world without Thieves“ von dem chinesischen Filmemacher Feng Xiogang oder „Masdjävlar“ von der schwedischen Filmemacherin Maria Blom oder ein Projekt aus 2005 „Hitch – der Date Doktor“ von Andy Tennant.

Wie viel Placement betreibt Ihr Unternehmen im Jahr?

Die Unterstützung von „großen“ Produktionen ist bei weitem nicht alles. Wir unterstützen ebenfalls junge Filmemacher von Hochschulen und können aufgrund der Erfahrung neue Projekte generieren, welche den Film als solches weiterbringen, zum Beispiel den „BMW Kurzfilm Award“. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir mehr Anfragen haben als Fahrzeuge.

Es ist niemals Geld geflossen?

Nein. Wie gesagt, wir sehen unsere Aufgabe in der Bereitstellung von Requisiten.

Welche Motive hat die BMW Group, wenn sie „Requisiten-Placement“ betreibt?

In erster Linie geht es darum, ein glaubwürdiger Partner der Filmbranche zu sein. In den meisten Filmen spielt Mobilität eine große Rolle. Dabei ist es für uns ganz natürlich, dass wir auch in der fiktiven Welt des Films mit unseren realen Produkten von BMW, Mini, Rolls-Royce und BMW Motorrad vertreten sind.

Was stört Sie an der gegenwärtigen Diskussion?

Man gewinnt den Eindruck, dass die Diskussion generalisiert und „überhitzt“ geführt wird. Es gilt mit Sicherheit, Einzelfälle zu prüfen, dies ist aber nicht das Spiegelbild der gesamten Filmbranche.

Wird BMW künftig anders verfahren?

Aus der langjährigen Erfahrung und Tradition in jenem Bereich haben wir generelle positive Erfahrungen gemacht. Product Placement darf aus unserer Sicht nie zum Selbstzweck werden, sondern dient zur Unterstützung und Optimierung der kreativen Aussagen des Films. Diese Philosophie verfolgten wir in der Vergangenheit und werden wir auch in Zukunft weiterverfolgen.

Das Interview führte Joachim Huber.

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