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Zu meinem ÄRGER: Banalisierter „Öl“-Glanz

Rainer Schmidt, Chefredakteur von "Rolling Stone" und "Musikexpress", ärgert sich über Ölbilder, die wie Geschenkpapier aussehen und freut sich über gute Reportagen zur Loveparade-Tragödie.

Herr Schmidt, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Ich fühle mich angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko permanent medial unterversorgt. Ich erwarte noch mehr Informationen und noch klügere Analysen über die Folgen, das ärgerliche Gegenteil hat das geschätzte „Zeit Magazin“ mit den „Ölbildern“ geliefert: kunstvolle Aufnahmen, die den Dreck wie Geschenkpapier oder Lavalampen leuchten lassen. Nach neun Seiten überästhetisiertem und banalisierendem Glanz ein pseudokritisches Fotografen-Interview à la „Darf man das?“. Ja klar, wenn man sich vom Journalismus verabschiedet hat.

Gab es auch etwas, über das Sie sich freuen konnten?

Als großer Loveparade-Fan der Berliner Zeit habe ich zur Duisburger Tragödie alles verschlungen. Die meisten Kollegen haben einen sehr guten Job gemacht, was Informationsdichte, Darstellung, Ton und Perspektiven (etwa: Hatice Akyün über ihre Heimatstadt Duisburg im Tagesspiegel) anging, die „Süddeutsche Zeitung“ fiel dabei besonders positiv auf. Zudem war die „Spiegel TV“-Reportage exzellent, Spiegel Online sehr nah dran, der „Stern“ besann sich zu Recht auf seine alte Fotostärke – und hätte mit den Bildern ruhig titeln können.

Welche Website können Sie empfehlen?

Bewegt hat mich auf Youtube Westbams neues Video „Don’t look back in anger“. Es sollte sein Abschiedsstück zur Loveparade sein. An so einen Abschied hatte niemand gedacht. Kleines Web-Highlight: die Seite „I write like“ (www.iwl.me). Nach Eingabe einer Textprobe bekommt man gesagt, an wessen Stil die eigene Schreibe erinnert. Ergebnis: Stephen King. Na dann!

Rainer Schmidt ist

Chefredakteur von „Musikexpress“ und „Rolling Stone“, er hat das Buch „Liebestänze“ verfasst.

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