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Zu meinem ÄRGER: Wo bleibt der Stolz?

Zwischen App und Murdoch: Thomas Lückerath, Chefredakteur von dwdl.de, über seine Medien-Woche.

Herr Lückerath, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Wenn sich die Verleger über staatsfinanzierten Journalismus bei ARD und ZDF empören, der ihnen jetzt auch noch die erhofften Geschäfte mit SmartphoneApps zerstöre, dann entbehrt das nicht einer gewissen Komik: Die ÖffentlichRechtlichen sind aus gutem Grund nicht steuer-, sondern gebührenfinanziert. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Zeitungen und Zeitschriften hingegen werden vom Staat mit ermäßigter Mehrwertsteuer subventioniert. Ich frage mich: Wo bleibt der Stolz einer sonst doch so selbstbewussten Branche, die zuletzt nur noch mit Gejammer statt eigener Leistung auf sich aufmerksam macht?

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Die internationale, aber besonders die britische Empörung über die Recherche-Methoden von Murdochs „News of the World“ gibt Anlass zur Hoffnung. Eine öffentliche Diskussion über anständigen Journalismus und dessen Grenzen könnte angesichts mancher Presseerzeugnisse drüben auf der Insel, aber auch bei uns, nicht schaden. Vielleicht hat der Skandal so am Ende eine wichtige Öffentlichkeit für das Thema geschaffen. Wenigstens das.

Was ist Ihre Lieblings-Website zurzeit?

Auf der Website des Newseum, dem Museum für Journalismus in Washington D.C., kann man täglich die Titelseiten hunderter internationaler Zeitungen recherchieren. Auch aus Deutschland sind über 20 Zeitungen dabei. Dieser Service auf www.newseum.org ist mindestens so interessant wie ein wirklich lohnender Besuch des Museums.

Thomas Lückerath,

Chefredakteur und Geschäftsführer des Medienmagazins dwdl.de.

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