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Meinung: . . . der FC Bayern gescheitert ist

Fußballtrainer werden so gut wie nie plötzlich entlassen. Erst kommt der Treueschwur des Vorstandes, dann das Dementi, dann erst die Entlassung.

Fußballtrainer werden so gut wie nie plötzlich entlassen. Erst kommt der Treueschwur des Vorstandes, dann das Dementi, dann erst die Entlassung. Heute ist jedoch der Tag, an dem gleich zwei Trainer aufwachen, die plötzlich nicht mehr sind, was sie gestern noch waren: Jupp Heynckes, der in Mönchengladbach zurücktrat, bevor er zurückgetreten wurde, und Felix Magath, der sich in der Früh bei Bayern München noch mutmaßlich sehr sicher gewähnt hat, weil eine Alternative kaum zu finden ist.

Henyckes ist gegangen, weil er glücklos war. Magath wurde geschasst, obwohl er erfolgreich war. Er hat je zweimal die Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Aber das ist bei Bayern München kein Erfolg, sondern selbstverständlich, sozusagen das Amen der Saison. Daneben gibt es das Hochamt, das ist die Champions League. Wenn in der das Halbfinale nicht erreicht wird, ist die Saison eigentlich schon blamabel gelaufen. Der FC Bayern ist schon lange nicht mehr so weit gekommen.

Das liegt nicht unbedingt an einem Trainer. Die können Magath, Hitzfeld, Heynckes oder Meiermüller heißen, über kurz oder lang bekommen sie alle beim FC Bayern das immer gleiche Problem, nämlich das strukturelle. Da sind einmal die drei Macher des Klubs, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, die haben in den siebziger Jahren den Fußball erfunden. Und dann sind da die Finanzstrukturen des Vereins. Der FC Bayern ist der mit Abstand finanzstärkste Klub hierzulande, aber eben nur hier. Auch ist der FC Bayern der mit Abstand progressivste Klub in Deutschland. In Europa, verglichen mit den anderen nationalen Spitzenklubs, ist er der konservativste. Er gibt das Geld für die Spieler nämlich erst aus, wenn er es hat. Das ist gewiss vernünftig. Allerdings schießt Vernunft keine Tore, sondern nur die besten Spieler der Welt, und die sind zu teuer für eine konservative Finanzpolitik.

In der Entlassung von Felix Magath offenbart sich also die Ideologiekrise des FC Bayern. Die Ideologie war in der Old School geboren: Wir messen uns mit einer Liga, in der wir nicht zu Hause sind, und wir messen uns mit den Mitteln der Ratio. In Spaniens, Italiens, Englands und auch in Frankreichs Fußball zählt die Ratio nichts, da zählen nur Euro und Rubel. Und so lässt sich der FC Bayern alljährlich wieder neu wiegen, und wird alljährlich sehr schnell als zu leicht empfunden. Trotzdem ist diese Prozedur dringend notwendig für den FC Bayern, denn sie bringt immerhin so viel Geld ein, dass sie im nächsten Jahr wiederholt werden kann. Dazu ist die Selbstverständlichkeit zwingende Voraussetzung, weil eine Qualifikation über die Titelverteidigung so unwahrscheinlich ist wie kein Amen in der Kirche.

Anstelle eines Trainertausches hilft dem FC Bayern langfristig wohl nur ein Ideologietausch. Fenster auf, Geld rausschmeißen!uem

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