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Meinung: ... Schweiz

Zehn Liter Bier! Als der Schweizer Hans Peter Altermatt diese Zahl hörte, wurde ihm ganz schwindelig.

Zehn Liter Bier! Als der Schweizer Hans Peter Altermatt diese Zahl hörte, wurde ihm ganz schwindelig. Beim Spiel England gegen Schweden, damals bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland, sollen die Fans von der Insel und aus dem hohen Norden bis zu zehn Liter Bier pro Person gebechert haben. Zehn Liter Bier!

„Die WM in Deutschland hat gezeigt, dass es je nach Match zu enormen Trinkgelagen kommen kann – das bereitet uns etwas Bauchweh“, sagte Altermatt jetzt der Zeitung Blick. Altermatt ist Chef der Sanitätskräfte in Basel. Die Rhein-Metropole ist eine der Schweizer Städte, in denen 2008 die Fußballer um die Europameisterschaft spielen werden. Um sich mit möglichen Szenarien für Basel 2008 vertraut zu machen, studierte Altermatt die Alkoholexzesse bei der WM 2006 in Deutschland. Das Kampftrinken der Fans, das war die Erkenntnis des geschockten Schweizers, lasse sich kaum verhindern.

So werden sich neben Basel auch die anderen Schweizer Spielorte der Euro 2008, Zürich, Bern und Genf, auf eine Invasion von Trunkenbolden gefasst machen müssen: Säufer aus England, Schluckspechte aus Deutschland und Zechbrüder aus Skandinavien. Doch die Eidgenossen haben ein Konzept entwickelt: Rechtzeitig, präzis, diskret, eben typisch schweizerisch. Helvetien will die torkelnden Gäste unauffällig in große Sammellager führen. In den „Ausnüchterungszelten“ können die Fans ihren Rausch ausschlafen. Wenn der Alkoholpegel auf erträgliches Niveau gefallen ist und normale Verhaltensmuster wieder dominant werden, können die potenziellen Unruhestifter die Camps verlassen. Die genaue Hausordnung der Zelte müssen die pingeligen Schweizer jedoch noch festlegen. Ihr Ziel: Bierleichen sollen die sauberen Fußgängerzonen von Basel, Zürich und Bern nicht verschandeln. Altermatt: „Die Alkleichen sollen sich in eigenen Stationen auskotzen.“ Und die Schweizer wollen nicht, dass angesoffene Fans ihre Alkoholvergiftungen in Schweizer Krankenhäusern kurieren lassen. Die Gastfreundschaft hat eben auch in Helvetien ihre Grenzen.

Im Notfall hoffen die Schweizer auf die Deutschen. Die Ordnungskräfte aus dem „großen Kanton“ zeigten ja bei der WM 2006 eindrucksvoll, wie sich Randale stark angeheiterter Fußballfans verhindern lässt. Und was die Weltmeisterschaft der Deutschen war, das soll die Europameisterschaft der Schweizer (und ihrer österreichischen Partner) auch werden. Ein Sommermärchen. Nur eine Nummer kleiner.

Jan Dirk Herbermann

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