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Meinung: … Südafrika

Die Natur hat es gut gemeint mit Südafrika: In den Weiten seiner Steppe und an den Stränden der fast 3000 Kilometer langen Küste hat die Nation eine Sportbegeisterung entwickelt, die weltweit ihresgleichen sucht. Entsprechend groß war die Freude, als das Land vor zwei Jahren die WM 2010 zugesprochen bekam – und entsprechend tief der Schock, als letzte Woche Gerüchte zirkulierten, die Fifa wolle dem Land das Großevent wegen der kaum vorangekommenen Vorbereitungen womöglich wieder entziehen.

Die Natur hat es gut gemeint mit Südafrika: In den Weiten seiner Steppe und an den Stränden der fast 3000 Kilometer langen Küste hat die Nation eine Sportbegeisterung entwickelt, die weltweit ihresgleichen sucht. Entsprechend groß war die Freude, als das Land vor zwei Jahren die WM 2010 zugesprochen bekam – und entsprechend tief der Schock, als letzte Woche Gerüchte zirkulierten, die Fifa wolle dem Land das Großevent wegen der kaum vorangekommenen Vorbereitungen womöglich wieder entziehen. Die Reaktion in Rundfunkdebatten und Leserbriefforen war ziemlich eindeutig: Mahner wurden als unpatriotisch und Ewiggestrige beschimpft. Präsident Thabo Mbeki witterte hinter allem einen dunklen Mix aus Afro-Pessimismus und Rassismus und sprach von „Leuten innerhalb des Landes“, deren Sinnen und Trachten allein darin bestehe, das Land in negativen Farben zu malen. „Die haben den Übergang zur Demokratie nie akzeptiert, die hoffen weiter, dass wir scheitern.“ Erst vor drei Monaten ergab jedoch eine Umfrage, dass ein Drittel der Bevölkerung am Kap nicht glaubt, dass ihr Land bis 2010 ausreichend vorbereitet ist. Andere wie der Wirtschaftsfachmann Tony Twine befürchten, dass sich viele nicht über die Dimension einer WM im Klaren seien. Wer Südafrikas WM-Organisationschef Danny Jordaan lauscht, könnte tatsächlich den Eindruck gewinnen. Der behauptete letzte Woche, sein Land sei in vielen Punkten schon jetzt weiter, als Deutschland es vier Jahre vor seiner WM gewesen sei. Begründung: Südafrika habe früher sein WM-Logo enthüllt und die Spielorte benannt. Dass fünf der zehn Stadien noch gar nicht existieren, hat er geflissentlich verschwiegen – genauso wie den endlosen Kleinkrieg im südafrikanischen Fußballverband. Südafrikanische Sportreporter, die aus Deutschland berichteten, waren über den arroganten Ton irritiert, in dem sie nach dem Stand der Vorbereitungen gefragt wurden. Carlos Amato von der Johannesburger „Sunday Times“ hält den Vergleich mit Deutschland für falsch: „Wir sind ein Schwellenland, und wir werden die Dinge natürlich im afrikanischen Stil machen müssen – jedenfalls immer dort, wo dieser Stil besser ist.“ Die Unfähigkeit der Funktionäre hat aber auf den Fußball abgefärbt: Nach einem Jahrzehnt mit Aufbruchstimmung verpasste das Nationalteam die Qualifikation 2006. Ein Trost bleibt jedoch: Es ist schon vorgekommen, dass ein künftiger Gastgeber beim vorhergehenden WM-Turnier nicht dabei war. Frankreich fehlte 1994 in den USA – und kletterte vier Jahre später im eigenen Land souverän auf den WM-Thron.

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