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Meinung: Abgelenkt

Zwei Tage lang haben Vertreter aus 72 moslemischen und EU-Ländern den Dialog geprobt. Auf das Selbstverständliche konnte man sich rasch einigen: die gemeinsame Verantwortung, den Terrorismus zu bekämpfen.

Zwei Tage lang haben Vertreter aus 72 moslemischen und EU-Ländern den Dialog geprobt. Auf das Selbstverständliche konnte man sich rasch einigen: die gemeinsame Verantwortung, den Terrorismus zu bekämpfen. Bei gravierenderen Meinungsunterschieden half auch der gute Wille nicht weiter - dabei hatte man die USA wohlweislich nicht eingeladen, um Kompromisse zu erleichtern. Was alles zählt zum Terror? Die Auffassungen gehen weit auseinander. Das Urteil über die Islamisten fällt verhältnismäßig leicht. Die bedrohen nicht nur den Westen, voran die USA, sondern auch die gemäßigten moslemischen Regime. Die islamischen Länder wollten jedoch auch Israels Vorgehen gegen die Palästinenser als Terrorismus verurteilt sehen - eine Ablenkungsdebatte, die an die fruchtlose Diskussion im vergangenen Jahr in Durban erinnert, ob Zionismus gleich Rassismus sei, die damals beinahe die UN-Konferenz gesprengt hätte. Nahostkonflikt und islamistischer Terror: Der Zusammenhang scheint auf der Hand zu liegen, und doch führt der Gedanke in die Irre. Glaubt jemand ernsthaft, mit einem umfassenden Nahost-Frieden verschwinde der Terrorismus aus der Welt? Fürchterliche Anschläge gab es auch in Zeiten der Annäherung. So waren womöglich die Vier-Augen-Gespräche hoher Politiker am Rande der Konferenz, unter Einbeziehung des Irak, der wichtigste Ertrag. Vielleicht begreift Saddam Hussein jetzt den Ernst der Lage - und lenkt ohne neuen Krieg ein.

cvm

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