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Adolf Hitler: Britischer Verleger bringt "Mein Kampf" an deutsche Kioske

Er hat hierzulande schon den "völkischen Beobachter" verkauft. Jetzt will der britische Verleger Peter McGee auch Adolf Hitlers "Mein Kampf" in Deutschland veröffentlichen. Kommentiert, selbstverständlich.

Adolf Hitler wird sich beweisen müssen. Vom 26. Januar an soll er in Deutschlands vollgepackten Zeitschriftenregalen zwischen Adelsschicksalen und Buttermilchrezepten massenhaft Käufer locken – mit „Mein Kampf“. Zwar wird nicht der einstige Bestseller des NS-Führers als kompletter Nachdruck angeboten, sondern nur ausgewählte 15 Seiten, die aber in einer Startauflage von 100.000 Stück. Ummäntelt wird die Grundschrift der massenmörderischen Ideologie von Kommentaren namhafter deutscher Historiker wie Hans Mommsen oder dem Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz.

Die erst einmal auf drei Ausgaben angelegte Publikation aus dem Londoner Verlag Albertas Limited folgt dem Muster der „Zeitungszeugen“, die der britische Historiker und Verleger Peter McGee nach vergleichbaren, erfolgreichen Projekten in Belgien, den Niederlanden oder Österreich seit Januar 2009 an die deutschen Kioske bringt: NS-Postillen wie „Der völkische Beobachter“, aber auch bürgerliche Blätter und die des Widerstands aus der Zeit zwischen 1933 und 1945. Den Faksimiles der Originalzeitungen ist ein achtseitiger Mantel aus Kommentaren und Analysen beigegeben. Der 51-jährige McGee, wie viele Briten von der Nazizeit fasziniert, wenn nicht darauf fixiert, hat damit kommerziellen Erfolg. Das bayerische Finanzministerium hat seinen Anteil daran: Die Behörde, die sich bei den Parteizeitungen im Besitz der Urheber- und Verwertungsrechte sieht, ließ beschlagnahmen, konnte aber ein Verbot der „Zeitungszeugen“ vor Gericht nicht durchsetzen. Die verkaufte Auflage ging steil nach oben, aus den zunächst 51 geplanten Ausgaben wurden 96.

Dem cleveren McGee wäre solche Aufregung beim „Kampf“-Projekt alles andere als unrecht. Dem „Spiegel“ offenbarte er sich allerdings ein weiteres Mal als Aufklärer: „Wir wissen um die dunkle Macht dieses Buches, aber die rührt daher, dass niemand es gelesen hat. Die Aura des Verbotenen macht seinen Mythos aus.“

Während in Deutschland die Rechtmäßigkeit eines kompletten Nachdrucks umstritten ist, erscheinen in den angelsächsischen Ländern, in Israel oder in Skandinavien immer mehr Ausgaben und Übersetzungen des Machwerks. Wer es in Führers Muttersprache lesen will, der muss nur ins Internet gehen. Peter McGee will es besser, richtig machen. Der Zauber von Adolf Nazi soll mit den Historiker-Kommentaren entzaubert werden. Ach ja, Geld verdienen will der Verleger auch.

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