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Ägypten und Camp David: Fahrlässige Rhetorik

Politischer Tabubruch oder leichtsinniger Populismus? Es ist schwer zu sagen, was Ägyptens Interim-Premier Essam Sharaf geritten hat, als er jetzt ausgerechnet im türkischen Fernsehen das Abkommen von Camp David als nicht sakrosankt und offen zur Diskussion hinstellte.

Politischer Tabubruch oder leichtsinniger Populismus? Es ist schwer zu sagen, was Ägyptens Interim-Premier Essam Sharaf geritten hat, als er jetzt ausgerechnet im türkischen Fernsehen das Abkommen von Camp David als nicht sakrosankt und offen zur Diskussion hinstellte. Sharaf weiß um die Aversionen der ägyptischen Bevölkerung gegen den Nachbarn Israel. Und er weiß, dass er sich bald den Wählern stellen muss. Zudem hat er diese Woche erlebt, wie sehr sich der türkische Regierungschef Recep Tayyib Erdogan mittlerweile zum neuen Wortführer der Region aufbaut – und damit der langjährigen arabischen Vormacht Ägypten den Rang ablaufen könnte. Also überbieten sich die beiden Rivalen am östlichen Mittelmeer jetzt mit schneidigen Äußerungen in Richtung Israel. Erdogan droht mit Fregatten, Sharaf rüttelt an der Substanz des Friedensvertrags. Sharafs Äußerungen sind ein Spiel mit dem Feuer. Er sollte wissen, wie schnell sich in dieser Region die Gemüter entzünden und wie schnell auch ein Krieg herbeigeredet werden kann. Und er sollte wissen, dass Frieden die entscheidende Basis ist für eine demokratische Entwicklung seiner Heimat – und für den Erfolg des gesamten Arabischen Frühlings. M.G.

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