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Afghanistan: Falsche Taktik

Die Lage in Afghanistan ist nicht stabil. Der Nato-Einsatz ist deshalb richtig, aber auch gefährlich. Doch die Bundesregierung scheut sich, genau das den Deutschen zu erklären.

Am Samstag verlangte Hamid Karsai noch ein weniger harsches Vorgehen der US-Regierung gegen die Taliban. Weil derjenige, dem Gefängnis droht, so Afghanistans Präsident, keine Lust auf Rückkehr in die Gesellschaft hat. Am Sonntag versuchten die Taliban ein weiteres Mal, den Präsidenten zu töten. In Afghanistan ist niemand sicher. Nicht Karsai, der sich jetzt für eine Wiederwahl 2009 positioniert, obwohl er seit Jahren nur noch abgeschottet in seinem Kabuler Amtssitz regieren kann; nicht die einfachen Bürger, die Opfer von Anschlägen oder Gefechten werden, und auch nicht die Nato-Soldaten, die das Land stabilisieren sollen. Die Schießerei am Sonntag führt nur besonders dramatisch vor Augen: Die Lage in Afghanistan ist – mit regionalen Unterschieden – nicht stabil. Der Nato-Einsatz ist deshalb richtig, aber auch gefährlich. Leider drückt sich die Bundesregierung davor, genau das den Deutschen in seiner gesamten Tragweite zu erklären. Am liebsten erst im Oktober, wenn das Parlament erneut über das Bundeswehrmandat entscheidet, soll nach dem Wunsch der Kanzlerin wieder über den Einsatz gesprochen werden. Vielleicht aus Angst, als Kriegstreiber dazustehen, was beim Wähler schlecht ankommen könnte. Doch eine solche Taktik schlägt fehl. Sie unterschätzt die Intelligenz der Bürger, die durchaus nachvollziehen könnten, weshalb der Einsatz wichtig ist. Und mit jedem weiteren verletzten oder getöteten Bundeswehrsoldaten wird sie zum immer größeren Problem. cir

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