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Meinung: Alle sind Zeugen

HOLOCAUST-GEDENKTAG

Ein Gedenktag kann leicht zur Routine werden. Umso wichtiger ist es, dass er ein Nachdenktag bleibt. Vor diesem Hintergrund war es gut, dass die Besetzung im Bundestag zum HolocaustGedenktag zeigte, wie sehr sich Deutschland mit allen seinen staatlichen Organen der Versöhnung verpflichtet. Bundespräsident, Bundesratspräsident, Bundestagspräsident, Bundeskanzler, Präsident des Bundesverfassungsgerichts – sie alle im Angesicht von Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, mit seinen Stellvertretern. Das hat Würde und Pathos zugleich, denn alle, die den wohlgesetzten Worten Beifall zollten, sind Zeugen: dass ihnen Taten folgen müssen. Wenn heute 100000 Juden in Deutschland leben, ist das Ausweis einer in Jahrzehnten gewachsenen demokratischen staatlichen Integrität – die aber aktiv bewahrt werden will durch verantwortungsbewusste Politik nach innen wie nach außen. Die Politik der guten Nachbarschaft gilt immer, ob in der Zuwanderungsdebatte, im Verhältnis zu Israel oder im Blick auf Osteuropa. Niemand darf auch vergessen, dass der 27. Januar 1944 der Tag war, an dem die 900 Tage währende unmenschliche Blockade Leningrads durch Deutsche endete. Wer daran mit denkt und auch darum Scham empfindet, wird sich immer an der Seite derer finden, die im Kampf gegen Hass und gegen das Vergessen keine Routine sehen. Selbst wenn es dafür einmal im Jahr einen festen Termin gibt. cas

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