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Meinung: Allianz gegen Terror: Nichts wissen ist besser als viel sagen

Es gibt Zeiten, in denen müssen wir Journalisten relativ genau arbeiten, wenn wir uns nicht blamieren wollen. Es sind dies die so genannten normalen Zeiten.

Von Robert Birnbaum

Es gibt Zeiten, in denen müssen wir Journalisten relativ genau arbeiten, wenn wir uns nicht blamieren wollen. Es sind dies die so genannten normalen Zeiten. Unsereiner muss da schon ziemlich sicher sein, dass die Exklusiv-Geschichte stimmt, die er glaubt ausgegraben zu haben. Sonst fängt man sich nicht nur knallharte Dementis ein, sondern auch Spott von den Kollegen für Halbgares und Halbwahres. In Krisenzeiten aber gilt das schiere Gegenteil. Da steht auf einmal das Gerücht ganz hoch im Kurs. Um so höher, je weniger alle wissen. Könnte es denn nicht wirklich sein, dass ein Vortrupp des deutschen "Kommando Spezialkräfte" (KSK) längst in Pakistan, in Afghanistan ist? Und müsste nicht, gerade wenn es so wäre, der Verteidigungsminister um so heftiger dementieren? So ist schon manche wilde Spekulation allein durch vielfältigen Nachdruck zur Tatsache geadelt geworden, an der dann selbst die gemeinhin seriösen Blätter sich nicht mehr zu zweifeln trauten. Dass im Nachhinein einer öffentlich zugegeben hätte, er habe sich geirrt, passiert so gut wie nie. Selten genug, dass einer eingesteht, nichts zu wissen. Moralische Appelle an journalistische Ethik helfen übrigens wenig dagegen - wie die Gerüchte zeigen, die im Moment in Sachen KSK zu druckschwarzen Wahrheiten erhoben werden. Höchstens ein Hinweis an das Lesepublikum: Misstraut den Wichtigtuern!

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