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Meinung: Alphatiere in Graustufen

Die Macht ist oft leicht zu erobern, aber schwer zu verteidigen. Eine Erfahrung, die womöglich auch die siegreichen Revolutionäre im zentralasiatischen Kirgisien nicht vermeiden können.

Die Macht ist oft leicht zu erobern, aber schwer zu verteidigen. Eine Erfahrung, die womöglich auch die siegreichen Revolutionäre im zentralasiatischen Kirgisien nicht vermeiden können. Zwar wurde Interimspräsident Kurmanbek Bakijew gestern bei den vorgezogenen Präsidentenwahlen im Amt bestätigt. Doch die Macht muss er sich künftig mit einem führungsstarken Premier teilen, der noch dazu einen Teil seiner bisherigen Vollmachten erhält. Noch ist höchst fraglich, ob das Bündnis der beiden Alphatiere hält und damit die Voraussetzungen geschaffen werden, um die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Probleme Kirgisiens zu lösen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Machtwechsel bisher wenig mit Demokratie, dafür sehr viel mit dem Gerangel regionaler Klans um die Kontrolle über die Ressourcen der Republik zu tun hat. In den UdSSRNachfolgestaaten ist wirtschaftliche Macht schließlich nur über politische Macht zu haben. Zumal in Zentralasien, wo demokratische Traditionen fehlen. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Westen der Region seine Standards und Werteordnungen ohne Rücksicht auf lokale Traditionen aufzwingen sollte. Andernfalls droht eine zweites Afghanistan. Was Zentralasien, eine Region größer als Europa, wirklich braucht, ist die permanente, kritische Begleitung durch den Westen. Dort nimmt man gern den Anfang und das Ende eines Dramas wahr. Mit den Graustufen dazwischen werden die Betroffenen schmählich allein gelassen.win

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