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Meinung: Anpfiff für Beckenbauer

Von Markus Hesselmann

Der Kaiser kennt schon lange keine Parteien mehr, sondern nur noch Fans. Auf dem Neujahrsempfang seines WM-Organisationskomitees dekretierte Franz Beckenbauer gestern, dass „Querschüsse“ zu unterbleiben hätten, wenn die nationale Aufgabe Fußball-WM gelingen soll. Das Klingen der Sektgläser war kaum verhallt, da hörte Beckenbauer schon wieder Schüsse. Erneut störten Verbraucherschützer, die soeben erst den undurchschaubaren Ticketverkauf gebrandmarkt hatten, den vorweltmeisterschaftlichen Frieden im Lande. Einige der zwölf WM-Stadien wiesen „teilweise beträchtliche“ Sicherheitsmängel auf, gab die Stiftung Warentest bekannt. Eine Panik könne dort „verheerende Folgen“ haben. Zur Art der Mängel und zu den Namen der Stadien wolle man mit Blick auf eine Pressekonferenz in zwei Wochen nichts sagen.

Klar scheint, dass die Verbraucherschützer genauer hingeschaut haben als die Fußballfunktionäre, deren Aufgabe die Sicherheit in den Stadien zuallererst ist. Nicht umsonst hat der Weltfußballverband Fifa den Organisatoren ein umfangreiches Pflichtenheft auferlegt. Es wurde abgearbeitet, ohne dass bislang sicherheitsrelevante Mängel zu Tage traten. Die Probleme in Kaiserslautern, Nürnberg und Frankfurt wurden als leicht behebbar hingestellt. Beckenbauer und seine Leute sollten nun aufhören, zu bagatellisieren und jede Kritik als Nörgelei zu denunzieren. Es ist Zeit, sich den Problemen zu stellen und sie anzupacken. Eigenartig ist allerdings auch die Hinhaltetaktik der Warentester. Das Organisationskomitee wurde offenbar bis gestern nicht über die Ergebnisse der Stadionstudie unterrichtet. Wenn den Verbraucherschützern die Verbraucher wirklich am Herzen liegen, sollten sie ihre Erkenntnisse publik machen, damit sofort etwas gegen die offenbar ja so gefährlichen Mängel unternommen werden kann. Es sind nur noch 153 Tage bis zum Anpfiff.

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