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Ursula Weidenfeld

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Der Markt muss sich selbst heilen

Ursula Weidenfeld über die globale Finanzkrise.

Die US-Notenbank ist in Panik, der Chef der Deutschen Bank glaubt nicht mehr an die Selbstheilungskräfte des Marktes, und ein paar der besten Adressen der internationalen Finanzwelt stecken offenbar in existenzbedrohenden Problemen. Auch wenn zwischendurch, wie an diesem Dienstag Mittag, immer mal wieder Entwarnung gegeben wird - das ist noch längst nicht alles. Denn schlimmer noch als die Krise der Geschäfts- und Investmentbanken ist die Krise der Notenbanken. Die amerikanische Notenbank hat es seit den Zeiten Alan Greenspans zwar immer geschafft, die schlimmsten Auswirkungen einer Krise zu verhindern - aber nur, indem sie die nächste Spekulationsblase durch billiges und vor allem viel Geld aufpumpte.

Nach der Savings- and Loans-Krise in den achtziger Jahren, die mehr als 1000 Sparkassen in den USA hinwegraffte, dem Long-Term-Capital-Desaster in den neunziger Jahren und der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende gab es in den vergangenen Jahren die Immobilienblase. Jetzt ist wieder Krise, und wieder flutet die Notenbank die Märkte mit billigem Geld, senkt die Leitzinsen im 14-Tage-Rhythmus. Das wirkt - für immer kürzere Zeit. Dann muss wieder neues Geld nachgeschossen werden. Nicht nur die Glaubwürdigkeit der Banken sinkt, auch die Glaubwürdigkeit der wichtigsten Notenbank der Welt verfällt mit jeder neuen Aktion.

Erstaunlich ist, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erst jetzt das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte der Märkte verliert: die sind bisher nicht getestet worden. Die amerikanische, die britische, die japanische Notenbank oder die Europäische Zentralbank haben ausgeholfen. Sie haben in den vergangenen Monaten den Banken einen großen Teil des Risikos abgenommen, die haben die Rettungsaktionen für Krisenbanken koordiniert und finanziert. Von Selbstheilung kaum eine Spur. Und wenn die Zentralbanken auch in dieser Krise noch einmal die Kurve kriegen sollten - dann wäre es eine prima Idee, im künftigen Aufschwung die "Selbstheilungskräfte" überhaupt mal wieder zu mobilisieren. Nur, wenn auch die Risiken von Investments am Ende bei denen bleiben, die deren Chancen nutzen können, werden die Marktteilnehmer künftig verantwortungsvoll und risikobewusst investieren. Das wäre Selbstheilung. Alles andere ist nicht mehr als der Versuch eines Spielers in großer Not, den Croupier zum Durchbrennen zu überreden.

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