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Auf den Punkt: Der Platz ist gut

Gerd Appenzeller zum Einheits- und Freiheitsdenkmal

Dass es in Berlin ein Einheits- und Freiheitsdenkmal geben wird, wissen wir seit dem vergangenen November, da hat der Bundestag das beschlossen. Seit Mittwochabend wissen wir auch, wo dieses Denkmal errichtet wird - auf der Schlossfreiheit, genauer da, wo bis 1950 ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I stand. Gegenüber wird bald das sogenannte Humboldtforum gebaut, das ein wenig nach Schloss auszusehen hat. Auch das hat der Bundestag vorgeschrieben.

Kulturstaatsminister Neumann hat die Standortwahl für das Denkmal rein sachlich begründet. Grund und Boden sind im Besitz der öffentlichen Hand, der Ort liegt zentral, der Bauplatz ein wenig erhaben über der Umgebung, das künftige Denkmal wird somit gut sichtbar sein.

Die Linke im Bundestag ist entsetzt, nicht mehr wegen des Denkmals an sich, sondern wegen des Standortes. Der signalisiere eine nationalkonservative Kontinuität, meint die Kulturpolitikerin Luc Jochimsen. Das ist, mit Verlaub, dummes Zeug. So betrachtet, wäre ja auch der Palast der Republik die historische Fortsetzung des Stadtschlosses ins 20. Jahrhundert gewesen und nicht etwa dessen Antithese.

Nein, dieser Platz ist so gut, wie es fünf andere auch gewesen wären. Entscheidend ist, was dort einmal für ein Denkmal stehen wird. Ein Wettbewerb soll das klären, erste studentische und andere Entwürfe waren teils anregend, teils verstörend. Gebilde wie zwei sich zärtlich zugeneigte Bananen lassen weniger an Einheit als an sozialistischen Frischobstmangel denken, und deutschtümelnde Massivität wie das Kyffhäuserdenkmal mag man sich auch lieber nicht ausmalen an dieser Stelle. Jede Wette also, dass dem Streit über das "wo" jetzt der Meinungskampf über das "wie" folgen wird.

Kleine Anregung: Das Denkmal soll für künftige und nicht für vergangene Generationen sein. Die Formensprache des 17. Jahrhunderts, die die Stadtschlossbefürworter so lieben, wäre also leicht daneben.

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