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Robert Birnbaum

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Stoibers Neuschwanstein

Robert Birnbaum über das Ende des Transrapids

Von Robert Birnbaum

Manchmal muss man auch in der Politik einfach nur Schwein haben. Die CSU jedenfalls hat an diesem Donnerstag schwer Schwein gehabt. Sie darf den Bau einer Transrapid-Strecke von München-Hauptbahnhof nach München-Flughafen abblasen, ohne sich im Übermaß dabei zu blamieren. Die Industrie hat der Politik die Entscheidung abgenommen - eine plötzliche Explosion der Kostenschätzung auf grob das Doppelte ist allemal Grund genug fürs Aus. Man darf sich jetzt nur nicht von den Krokodilstränen täuschen lassen, die zum Beispiel der Ministerpräsident Beckstein dem Prestigeprojekt nachweint. Insgeheim hat er sich den Transrapid schon lange vom Hals gewünscht. Das Ding, vom späten Edmund Stoiber zum technologischen Leuchtturmprojekt ausgerufen, löst bei Bayerns Bürgern nämlich landesweit dezentes Vogelzeigen aus.

Dem Alten hätten sie vielleicht zu dessen besseren Zeiten das milliardenschwere Denkmal noch gegönnt - jedem Bayern-Herrscher sein Schloss Neuschwanstein. Die Nachfolger aber können im Kommunalwahlergebnis von München und Umgebung nachlesen, dass sie auf solche Nachsicht nicht mehr hoffen dürfen. Dazu war ja auch zu offensichtlich, dass dieser Transrapid kein Verkehrsmittel werden sollte, sondern ein Symbol. Der Effekt nämlich - kurze Fahrzeit vom Flughafen in die Stadt - ist durch kleine Änderungen der S-Bahn-Anbindung fast genau so schön mit viel weniger Geld zu erreichen. So wird es jetzt wohl kommen. Das Denkmal fällt aus. Und die CSU kann sich still die Hände reiben, während sie fürs Publikum pflichtgemäße Trauermelodien singt.

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