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Gerd Appenzeller (neu)

© Mike Wolff

Auf den Punkt: Wahl im Iran

Gerd Appenzeller über die Rückkehr der Jubel- und Prügelperser

Man war ja schon überrascht, dass im Iran überhaupt gewählt werden durfte. Dass es einen richtigen Wahlkampf zwischen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad und seinem wichtigsten Herausforderer Mir Hossein Mussawi gegeben hatte, mit geradezu dramatischen Fernsehdiskussionen. Viel mehr noch als das Ausland aber hatten vor allem die jungen Iraner dieser Wahl geradezu entgegengefiebert. Die unter 30-Jährigen machen 70 Prozent der Bevölkerung aus. Wenn nicht alles getäuscht hat, wollten viele von ihnen ihr Land mit der Stimmabgabe für Mussawi vor allem aus der internationalen Isolation führen.

Aber irgendetwas hat eben doch getäuscht, Was, weiß man nicht genau. Aber etwas Rätselhaftes scheint mit den abgegebenen Stimmen in all den Wahllokalen geschehen zu sein, zu denen kein unabhängiger Beobachter irgendeiner neutralen Organisation Zutritt hatte. Ahmadinedschad soll am Ende fast zwei Drittel der Stimmen bekommen haben. Wer sie ihm gab? Wir wissen es nicht. Wie alles kam? Wir ahnen es nur.

Bei dem, was danach geschah, als die wütenden, wahrscheinlich um ihre Stimmen betrogenen Wähler auf die Straße gingen, hatten wir jedoch das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Déjà vue nennt man das. Erinnern Sie sich auch? Als am 2. Juni 1967 der Schah von Persien in Berlin in die Oper gehen wollte, standen draußen seine mitgereisten Kolonnen bereit. Jubelperser hat man sie damals genannt. Als der Schah im Gebäude verschwunden war, wurden aus den Jubelpersern Prügelperser, die unter wohlgefälliger Duldung der Berliner Polizei mit Holzstangen auf die demonstrierenden Studenten einprügelten.

Auch in Teheran wurde am Sonntagabend wieder auf demonstrierende Studenten eingeprügelt. Die Schlägerkolonnen waren wieder Iraner, die Studenten diesmal auch. Nur in einem Punkt unterschieden sich die prügelnden Ahmadinedschad-Jubel-Iraner des Jahres 2009 von den Schahjublern des Jahres 1967: Zum Zuschlagen hatten sie keine Holzlatten, sondern Eisenstangen und Schlagstöcke der Polizei ...

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