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Werner van Bebber

© Kai-Uwe Heinrich

Berliner Justiz: Zu hart für Kids

Werner van Bebber über das Ende Roman Reuschs als Staatsanwalt für Intensivtäter

Am Ende ging alles ganz schnell: Roman Reusch, der streitbare Berliner Staatsanwalt, wird versetzt - das war es für ihn mit der Verfolgung von Intensivtätern. Natürlich geschieht das alles im Einvernehmen mit der Behördenleitung und nur zu seinem Besten. Aber darüber hinaus lehrt der Vorgang zweierlei: Die Justizsenatorin Gisela von der Aue, eine Sozialdemokratin, hat für Widerspruch nichts übrig, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Zweitens sind auch Berliner Staatsanwälte weiterhin zu scharfem Nachdenken aufgefordert. Doch sollten sie besser schweigen, wenn ihre Gedanken politisch werden.

Reusch hingegen hat gern geredet, vor allem über seine Klientel, die Intensivtäter. Er hat öffentlich geredet und ist keinem Streit aus dem Weg gegangen. Und wenn in einer Diskussion die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Publikum die Köpfe schüttelten über diesen Mann mit der festen Überzeugung, dass mancher Jungkriminelle arabischer Herkunft allenfalls in der Justizvollzugsanstalt zu Lernerfahrungen bereit ist, sagte Reusch ganz deutlich, was ihn bewegt: Er, der Ankläger, verstehe sich als Anwalt der Opfer dieser Intensivtäter.

Angeklagt hat Reusch allerdings immer öfter auch die Politik. Wer ihm öfter zuhörte, fragte sich, wohin der Job, der Kampf gegen eine stets zunehmende Zahl von jungen Kriminellen mit Hang zur gefährlichen Körperverletzung diesen Staatsanwalt noch bringen würde - eher in die Resignation oder eher in die Politik.

Dass er sich politische Gedanken machte und diese zuletzt in einem höchst lesenwerten Vortrag über „Migration und Kriminalität“ vor der stockkonservativen Hanns-Seidel-Stiftung publizierte, machte es der Berliner Justizsenatorin leicht, ihn von der Verfolgung der Intensivtäter abzuziehen. Über das reden, was man gesetzlich alles ändern müsste, wollte man in diesem Land mit kriminellen jungen Migranten ohne jedes Interesse an diesem Land fertig werden - das dürfen nur Politiker.

Jetzt tun sie es wieder laut und schrill, in einer Endlosschleife und ohne die erkennbare Absicht, das komplette Problem anzufassen: mit viel Geld für die Bildung von Einwandererkindern und entschiedener Härte im Umgang mit denen, die nicht lernen wollen.

Die Debatte in aller ihrer schon jetzt erkennbaren Folgenlosigkeit kann einen wie Roman Reusch auch lehren, warum man besser nicht Politiker wird.

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