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Tempelhof: Lehrstück in Demokratie

Gerd Appenzeller zur Zukunft des Flughafens Tempelhof

Die Sache mit Tempelhof ist kompliziert. So kompliziert, dass den Berlinern dauernd einfache Lösungen angeboten werden. Zumachen, das Ding, sagt Wowereit, wir brauchen es nicht, kostet nur Geld. Auflassen, sagt die CDU, weil, ohne Tempelhof droht der zivilen Luftfahrt in der Hauptstadt der Absturz, symbolisch natürlich nur. Es ist nämlich so, sagen uns die Befürworter des Volksbegehrens, dass der neue Großflughafen BBI schon bei der Eröffnung zu klein sein wird, die Geschäftsflieger müssen dann nach Finow, das liegt irgendwo hinterm Horizont, und weil die alle so wichtig sind und auch nie Zeit haben, werden sie in Berlin künftig nicht mehr investieren, und deshalb brauchen wir Tempelhof.

Ist etwas schwer zu verstehen, denn noch ist Tempelhof ja offen, und seit Jahren könnten sie alle kommen, die Superinvestoren, zack, landen, investieren, weg - und da ist der Boom für Berlin. Funktioniert aber offenbar nicht so.

Sicher ist eigentlich nur, dass die Rechtslage gegen das Offenhalten von Tempelhof als Verkehrsflughafen ist. Wer das Gegenteil behauptet, hat das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig aus dem März 2006 einfach nicht gelesen. Also macht es wenig Sinn, beim Volksbegehren dafür zu stimmen. Aber die Argumentation der Tempelhofgegner ist so arrogant, ihre Plakataktion so bodenlos populistisch, und der Regierende Bürgermeister in seiner "Interessiert-mich-alles-nicht"-Attitüde so arrogant, dass man am kommenden Sonntag mit "Ja" stimmen muss, gegen die eigene Überzeugung vielleicht, aber als kleines Lehrstück in Sachen Demokratie für alle diejenigen, denen es offenbar ziemlich egal ist, was die kleinen Leute so denken.

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