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Meinung: Auf richtigem Feld

Zu den Berliner Reflexen gehört es, alle Bundeswehrangelegenheiten mit Distanz zu betrachten. Bei den Gelöbnissen finden sich immer Pazifisten, die mit nacktem Leib vor den Rekruten herumlaufen.

Zu den Berliner Reflexen gehört es, alle Bundeswehrangelegenheiten mit Distanz zu betrachten. Bei den Gelöbnissen finden sich immer Pazifisten, die mit nacktem Leib vor den Rekruten herumlaufen. In der Uniform des Unschuldslamms zeigen sie eine Gesinnung, die mit der Bundeswehr nichts anfangen kann, weil eine Armee in der perfekt aufgeräumten Pazifistenwelt keinen Ort hat. Der Ort, an dem die Bundeswehr sich im Jahr 50 ihres Bestehens mit einem Großen Zapfenstreich feiern will, ist an staatstragendem Pathos nicht zu überbieten. Diese Wiese vor dem Reichstag hält Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sonst von allem frei, was über den Zweck der würdewahrenden Reichstagsbetrachtung hinausgeht. Bob Geldof und seine weltweite gut gemeinte Musikstatt-Schulden-Aktion war unerwünscht, Freizeitfußballspieler sind es sowieso, denn die Wiese ist der Vorgarten der Berliner Republik, da spielt man nicht und macht auch keine laute Musik. Aber wie immer, wenn es in Deutschland um staatliche Selbstdarstellung geht, ist nichts selbstverständlich, was sich anderswo, ob in Großbritannien oder Italien, von selbst versteht. Dabei hat die Bundeswehr kaum je einen Grund dafür geliefert, das Konzept der Staatsbürger in Uniform zu kritisieren. Sie hat mit den Auslandseinsätzen viel dazu getan, dass die Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung weder wilhelminisch noch größenwahnsinnig wirkte. Deshalb ist die Wiese vor dem Reichstag der richtige Ort für eine Feier. Mit den üblichen Störern, wir sind ja in Berlin. wvb.

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