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Meinung: Ausgezogen ist der Kanzler nackt

Ein Kerl wie ein griechischer Held mit leichten Figurproblemen. Nackt.

Ein Kerl wie ein griechischer Held mit leichten Figurproblemen. Nackt. Die Stirn gerunzelt, den Blick in die Ferne gerichtet, wo die Diadochen sich womöglich schon um den Thron schlagen. Die Rechte machtvoll auf die Hüfte gestützt, die Linke im Ungefähr baumelnd, in der gleichen Höhe, in der ein rot-grünes Feigenblatt das Gemächt des Herrschers verdeckt. Doch statt korinthischer Säulen umspielt ihn schwülroter Samt, und der Boden unter seinen Füßen ist mit Bundesadlern gefliest – eine neue Etappe der Schröder-Veräppelung auf dem Titelbild des neuen „Stern“, das uns die „nackte Wahrheit“ verspricht. Aber worin besteht sie? Der Kanzler, das sehen wir auf den ersten Blick, hat, wenn man ihn erst einmal auszieht, überhaupt nichts mehr an. Das ist keine Überraschung. Hätten sie sich das gleiche mit Kohl getraut? Trauen sie es sich mit Stoiber? Und geht Westerwelle vor Gericht, wenn er nicht sofort auch nackt auf den Titel kommt, mit einem blauen Feigenblatt und der 18 in gelben Ziffern drauf? Wir erwarten vom „Stern“ jetzt einen großen Ausschneidebogen zum Schröder-Anziehen, Brioni, Blaumann, irgendwas. Dann kann sich noch vor der Wahl jeder seinen eigenen Kanzler zusammenbasteln.

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