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Meinung: Bären zu Staubwolken

Fast sechs Jahrzehnte nach dem Ende der deutschen Großmachtträume steht fest: Wir sind ein äußerst ziviles Volk. Friedlich, freundlich, allen Menschen zugetan.

Fast sechs Jahrzehnte nach dem Ende der deutschen Großmachtträume steht fest: Wir sind ein äußerst ziviles Volk. Friedlich, freundlich, allen Menschen zugetan. Waffen nehmen wir nur noch im äußersten Notfall in die Hand und sind uns stets der Gefahr gewiss, dass der betreffende Arm verdorren könnte. Allerdings erstreckt sich diese betont bürgerliche Gesinnung inzwischen auch auf den den rein symbolischen Bereich. Nie wieder, so scheint es, soll ein martialischer Bronzekrieger oder auch nur ein steinerner Adler für germanische Angriffslust stehen, und deshalb wird unser Land in Kabul von einem Berliner Bären repräsentiert. Einem Bären aus einer Substanz, die hoch symbolisch für den steten Wandel und die Gefährdungen der Demokratie steht: Gips. Dummerweise zerfällt er nun allmählich, während der stählerne Adler der türkischen Truppen Jahrhunderte zu überdauern verspricht. Jetzt wird ein wetterbeständiger Bär verzweifelt gesucht. Aber warum? Nehmen wir das bröckelnde Tier doch einfach als neues Zeichen deutscher Friedfertigkeit: Schwerter zu Pflugscharen, Bären zu Staubwolken. Hoffentlich schießen eventuelle Gegner auch nur mit Gips.

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