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Barack Obama: Er kam, sah und sprach

Der Kandidat der Demokraten legt in Denver einen nahezu perfekten Wahlkampfauftritt hin. Jetzt ist McCain am Zug.

Wer würde er sein? Realpolitiker, Erweckungspriester, Ankläger? Junge, Vater, Ehemann, einsame Autoritätsfigur? Patriot, Reformer, Traditionalist? Schwarz oder weiß, klassenlos oder klassenkämpferisch? In der Rede zur Annahme seiner Nominierung musste Barack Obama am Donnerstag in Denver von alledem etwas sein. Und er war es. Der Druck, dem ein solcher Redner vor Millionen standhalten muss, lässt sich kaum ausmalen, dagegen verblasst jeder Olympiakämpe, der Hunderte von Kilo stemmt. Von Minute zu Minute mehr konnten auch politische Nachteulen in Europa miterleben, dass Obama nahezu bedrohlich gut, atemberaubend einnehmend, manipulativ, geschickt und gescheit seine Aufgabe erfüllte. Woher er diese ungebrochene, ununterbrochene Energie holt, schien kaum fasslich. Bis er durch winzige Pausen oder einen halben Versprecher menschlicher wurde, und die durch keinen Schweißtropfen getrübte Anspannung Sekundenbruchteile lang aufschien. Wer sich dabei dann auch ins Team McCain hineinversetzte, das des Kontrahenten, wo jedes Wort, jede Bewegung eines Gesichtsmuskels gedeutet wird, um parieren zu können, dem wurde nachgerade flau. Aber Amerika hat viele Ressourcen. Auch bei McCain und seiner Vize-Kandidatin Sarah Palin werden sie jetzt an einem Mega-Event und einer Jahrhundertrede feilen. Europa muss mit jedem Wahlausgang rechnen. cf

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