zum Hauptinhalt

Meinung: Berlin - Brandenburg: Potsdam - Berlin und retour

Ein ausgesprochenes Sympathieverhältnis werden die Brandenburger zu den Berlinern und umgekehrt wohl nie entwickeln. Dazu sind sie einfach zu verschieden.

Ein ausgesprochenes Sympathieverhältnis werden die Brandenburger zu den Berlinern und umgekehrt wohl nie entwickeln. Dazu sind sie einfach zu verschieden. Aber ob sie wollen oder nicht - sie brauchen einander. Das gilt auch in der Politik. Wenn der Bundeskanzler auf dem Templiner See Rudern geht, dann dient das zwar auch der Gesundheit, aber noch mehr dem politischen Klima. Das war zwischen Gerhard Schröder und Manfred Stolpe schon mal schlechter. Seit der SPD-Landesvater dem Bundeskanzler geholfen hat, als es um das Organisieren von Mehrheiten im Bundesrat ging, hat ihm der auch ein paar kleine Vorwitzigkeiten verziehen. Man hat wieder gemeinsame Interessen entdeckt. Eine davon heißt Matthias Platzeck.

Der Potsdamer Oberbürgermeister leistet beim Abstauben der Landeshauptstadt und der brandenburgischen SPD gute Arbeit. Manfred Stolpe hat ihn sich als Nachfolger ausgeguckt. Wann das so weit sein wird, sagt der alte Taktiker nicht. Aber dass er nicht so lange wie einst Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau mit der Ablösung warten will, lässt er schon durchblicken.

Aber auch Schröder braucht den einstigen Helden von der Oder-Flut-Front. So dicht gesät sind die politischen Talente in der Bundes-SPD nicht, dass man an so einem wie Platzeck vorübergehen dürfte. Und so sagt Schröder gönnerhaft, "einstweilen" bleibe Platzeck in Potsdam, so, als hinge es nur von ihm ab, was der mache. "Der" weiß es aber selber nicht so genau. Rein sprachlich gesehen, ist "einstweilen" eher kürzer als länger.

Sicher ist, dass Platzeck den Bettel in der Stadt nicht zu schnell hinwerfen darf. Sicher ist auch, dass er gerne Ministerpräsident würde. Und sicher ist auch, dass ihn ein Platz am Berliner Kabinettstisch reizen würde, wo die große Politik gemacht wird. Und da Platzeck weiß, was er wert ist, würde er nicht als Schwanitz nach Berlin gehen, als machtloser Ostbeauftragter. Ein richtiger Ministerposten müsste es schon sein.

Wie Platzeck das alles unter einen Hut bringt? Ziemlich einfach. Er könnte sich nach der Bundestagswahl im Herbst 2002, so denn Rot-Grün bestätigt würde, vom Bundeskanzler ins Kabinett nach Berlin holen lassen und dort gute Arbeit leisten. Zwei Jahre später zöge er dann, mit dem hilfreichen Bonus des Bundesministers, in den brandenburgischen Wahlkampf des Jahres 2004. Was danach kommt, wird man sehen. Vielleicht kommt irgendwann nach Potsdam auch wieder Berlin. Da kann man ja auch noch mehr werden als Minister.

Gerd Appenzeller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false