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Meinung: Böse Überraschung

Als im Sommer 1999 kosovoalbanische Frauen und Kinder die Straßen säumten und jedem Panzer begeistert „Nato! Nato!

Als im Sommer 1999 kosovoalbanische Frauen und Kinder die Straßen säumten und jedem Panzer begeistert „Nato! Nato!“ zuriefen, war die Welt der Kfor (Kosovo Forces) noch in Ordnung. Im März 2004 blockierten kosovo-albanische Frauen und Kinder die Tore der Kasernen – um das Ausrücken von Nato-Soldaten zu verhindern. Und draußen brannten die Männer Gebäude von Serben nieder. Jetzt räumt Peter Struck „Mängel im Bereich der militärischen Kommunikation“ ein. Die Soldaten, sagt er, waren „mental nicht vorbereitet“. Schwach bleibt die Ausrede dennoch. Jetzt schiebt Struck noch einen Teil der Schuld auf die Politiker. Mit seiner Aussage, die Autonomiefrage des Kosovo müsse schneller geklärt werden, scheint er Joschka Fischers Mantra „Standards vor Status“ in Frage zu stellen. Ja, der ungelöste Status des UN-regierten Kosovo darf auf keinen Fall ein Dauerzustand werden. Ist die Lage in der Schwebe, kann auch immer wieder der Konflikt aufflammen. Struck blendet gleichwohl aus, dass der Prozess in Richtung Autonomie bereits auf vielen Ebenen anläuft, überall da, wo Schritt für Schritt Selbstverwaltung geübt wird. Autonomie aber kommt nicht über Nacht. Dass die internationale Schutztruppe im Kosovo auch bereit sein muss, hart durchzugreifen – diese Lektion hat man im März gelernt. Solange Nato-Soldaten im Land sind, tragen sie große Verantwortung. Mehr, als sie bisher anerkennen wollten. cdf

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