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Meinung: Brauchtum – und wie man es pflegt

Dies ist die Zeit der Warnungen. Allenthalben wird gewarnt, vor Anschlägen, Terror und Wahnsinn, mehr noch allerdings davor, nach Anschlägen, Terror und Wahnsinn irgend etwas Substanzielles zu verändern.

Dies ist die Zeit der Warnungen. Allenthalben wird gewarnt, vor Anschlägen, Terror und Wahnsinn, mehr noch allerdings davor, nach Anschlägen, Terror und Wahnsinn irgend etwas Substanzielles zu verändern. Der Chef von Prosiebensateins warnt vor übereilter Kritik an seinen Programmen, die Computerfreaks vor einer Hexenjagd und die Schützenverbände vor Sensationshascherei. Warnungen. Warnungen? Je näher man das Wort ansieht, um so dussliger sieht es zurück. Übersetzt in verständliches Deutsch bedeutet es: Nicht wir sind schuld, sondern die anderen, also Finger weg! Im Fall der Schützen ist das ohnehin überflüssig. Sie müssen schon deshalb als unzuständig gelten, weil in ihren Satzungen ja nicht das absichtliche Ummähen von Menschen, sondern im Gegenteil sportlicher Wettkampf, Brauchtumspflege und Tradition festgeschrieben sind. Welches Brauchtum genau da mit Neunmillimeter und Pumpgun gepflegt wird, bleibt allerdings ein wenig schemenhaft; für das Abknallen von Papphirschen sind solche Kracher ebenso wenig geeignet wie für den anschließenden Umtrunk. Wie auch immer: Jede noch so eigenartige Narretei genießt politischen Schutz, wenn ihre Anhänger nur zahlreich und wahlberechtigt genug sind. Sage kein Politiker, er sei nicht gewarnt worden.

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