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Meinung: CDU-Spendenaffäre: Kohl-Connection

Die CDU war voreilig. Sie hat den einstigen Übervater, der die Ehre des Ehrenvorsitzenden verloren hat, doch zu früh wieder in ihre Reihen zurückgeholt.

Die CDU war voreilig. Sie hat den einstigen Übervater, der die Ehre des Ehrenvorsitzenden verloren hat, doch zu früh wieder in ihre Reihen zurückgeholt. Das gilt umso mehr, als jetzt einer der Vasallen - kein unwichtiger - Helmut Kohl sehr in die Enge treibt. Da ist noch mehr, und es wird ganz allmählich manifest. Der frühere Generalbevollmächtigte für die Finanzen, Uwe Lüthje, beharrt nämlich auf seiner Aussage. Der Altkanzler soll von allem gewusst haben, von der Stiftung in Liechtenstein wie von den Spendenkonten in der Schweiz. Kohl selbst soll dazu gedrängt haben, die "Swiss-Connection zu anonymisieren" - Lüthje drückt sich schon wie ein Kriminaler aus. Mehr noch: Kohl muss ihm, seinem Bevollmächtigten, vor einem Jahr auch gesagt haben, er sei mit seinen Antworten bei den CDU-Wirtschaftsprüfern nicht einverstanden. Das klingt nicht ehrenwert, sondern nach ehrenwerter Gesellschaft. Und nun fühlt sich ausgerechnet Lüthje, der so lange verschwiegen und treu war, verunglimpft, ja sogar schmählich im Stich gelassen. Dass Kohl ihm die Schuld zuweist, einen Vertrauensbruch vorwirft, die Verantwortung zuschiebt - das zusammengenommen kann ein großer Fehler sein: Sollte in der Gegenreaktion aus dem Zeugen Lüthje der Ankläger werden? Hier hat wiederum der Untersuchungsausschuss im Bundestag seine große Chance, wenn er nur nachsetzt. Solange die volle Wahrheit aber noch gesucht wird und die Vergehen ungesühnt sind, ist Versöhnung unpassend. Nicht nach dem, was Helmut Kohls Treiben und Schweigen schon gekostet hat. Und das nicht nur die CDU.

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