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Meinung: „Das Geschäft mit der WM ist schon gemacht“

Das hat Adidas-Chef Herbert Hainer gesagt. Und auch, dass es egal ist, wie die deutsche Mannschaft abschneidet – zumindest für sein Unternehmen.

Das hat Adidas-Chef Herbert Hainer gesagt. Und auch, dass es egal ist, wie die deutsche Mannschaft abschneidet – zumindest für sein Unternehmen. Weil Adidas, offizieller WM-Sponsor und Ausstatter der deutschen Elf, bis zum Anpfiff des Eröffnungsspiels seine Produkte schon verkauft haben werde.

Es klingt schon ein wenig überheblich, was Hainer sagt. Zumal Adidas sich von der WM finanziell einiges verspricht: Mehr als zehn Millionen Bälle, 1,5 Millionen Trikots und eine Million Schuhe will der Konzern verkaufen. Allein mit dem Fußballgeschäft soll über eine Milliarde Euro umgesetzt werden. Doch Hainer ist keiner von der überheblichen Sorte. Bodenständig ist er – und zugleich Kosmopolit. Ähnlich wie Adidas: eine Weltmarke aus der fränkischen Provinz. „Herzo Base“ nennt er den Konzernsitz in Herzogenaurach. Adidas ist weltweit die Nummer zwei, hinter Nike. Hainer will mehr. Deswegen hat er 2005 die US-Sportmarke Reebok übernommen. 3,1 Milliarden Euro hat Adidas sich den Deal kosten lassen. Das Ziel: Nike in den USA Marktanteile wegnehmen.

Nun aber ist Reebok zu einem Problem geworden, ausgerechnet im WM-Jahr. Die Integration der US-Marke in den Konzern wird offenbar schwieriger als erwartet. Mit Schwierigkeiten kennt Hainer sich aus, davon gab es eine Menge bei Adidas, als er dort im Jahr 2000 den Chefposten übernahm: Rückläufige Absätze, angestaubtes Markenimage und ein stetig sinkender Aktienkurs. Hainer hat aufgeräumt, sich von der verlustreichen Wintersportartikel-Sparte Salomon getrennt und Designer wie Yamamoto und Stella McCartney verpflichtet. Die WM im eigenen Land ist nun der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere bei Adidas.

Auch wenn es für den Unternehmensumsatz nicht wichtig ist, so dürfte es dem Privatmann Hainer keineswegs egal sein, wie sich die deutsche Nationalmannschaft bei der WM anstellt. Schließlich ist Hainer im Herzen immer noch ein Kicker: Bevor er 1979 seine Karriere in der Wirtschaft bei Procter & Gamble begann, und 1988 dann bei Adidas einstieg, war er Stürmer beim Drittligisten Spielvereinigung Landshut. Die Fußball-Leidenschaft scheint in der Familie zu liegen: Hainer wurde 1954 geboren, genau einen Tag vor dem Endspiel der WM. Er sei zu früh auf die Welt gekommen, sagt Hainer. „Ich vermute meine Mutter wollte sich unbedingt des Endspiel anschauen.“

Dagmar Rosenfeld

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