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Meinung: Der andere Hartz

Von Stephan-Andreas Casdorff

So, nun ist die Affäre bei Peter Hartz angekommen, bei ihm ganz persönlich. Mitbestimmen kann der Held der früheren Tage nicht mehr, da sei die SPD vor, weil sich mit seinem Namen bei ihr nichts mehr löten lässt. Aber auch bei VW nicht. Der Konzernherr, Bernd Pischetsrieder, will sich rechtzeitig entfernen. Außerdem regiert ja jetzt die CDU in Niedersachsen … Nein, es bleibt kein Platz für Hartz, und parken kann man ihn auch nirgendwo mehr.

Eine große Karriere, einst mit ihrem Höhepunkt im Französischen Dom bei der Hochmesse der Veränderungen, die allgemein nur noch als HartzReformen bekannt sind. Hartz hat seine Vertrauensfrage an den Konzern gestellt, und die Antwort ist so, dass er gehen muss. Nun wird sein Name außerdem mit der Regierung Schröder verbunden; inwieweit beides Geschichte ist, wird noch von uns allen zu entscheiden sein. Aber die CDU soll sich nicht zu früh darauf einrichten, ans Steuer zu gelangen, automobilistisch-politisch gesprochen.

Die Affäre VW, der Angriff auf Hartz – es heißt, die Niedersachsen-Union hätte ein Wörtchen dabei mitgeredet, dass sie so richtig bundesweit bekannt wird. Doch wer im Glashaus sitzt: Wer nur einmal ins Internet schaut und das Stichwort Affären bei CDU und CSU aufruft, der findet doch erstaunlich viele, über die heute nicht mehr geredet wird. Die es aber verdient hätten. Ehrenwort, Parteispenden, Schwarzgeld, Müll, diese Geschichte mit einem Rüstungsstaatssekretär – eine unvollständige Liste. Und unvollständig ist in etlichen Fällen die Aufklärung. Sollte die Union daran denken, auf dem Umweg über VW und Hartz politisch Kapital zu schlagen – dann sollte sie das nicht vergessen. Das reicht vielleicht für Bedenken.

Peter Hartz wird, so oder so, nicht profitieren. Sein Kapital, die Glaubwürdigkeit, ist verloren. Die Politik darf nicht noch mehr davon verlieren.

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