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Meinung: „Der Terrorismus …

… wird nicht über Nacht bekämpft werden können, unser Kampf wird lang und hart sein.“ Der neue saudische Herrscher ist der alte: Seit 1995, als der nun verstorbene König Fahd einen Schlaganfall erlitten hatte, führt Kronprinz Abdullah die Regierungsgeschäfte.

… wird nicht über Nacht bekämpft werden können, unser Kampf wird lang und hart sein.“

Der neue saudische Herrscher ist der alte: Seit 1995, als der nun verstorbene König Fahd einen Schlaganfall erlitten hatte, führt Kronprinz Abdullah die Regierungsgeschäfte. Nun wird er dies mit vollem Recht und vollem Titel tun können.

Abdullah ist ein wandelnder Widerspruch: Einerseits gilt er als Traditionalist, der sich als junger Mann gerne mit dem Pferd unter Beduinen bewegte und die „große Politik“ verschmähte. Ein religiöser Mann zudem, dem keine extravaganten Ausschweifungen nachgesagt werden wie etwa König Fahd. Andererseits ist Abdullah der Kopf der Reformfraktion innerhalb der saudischen Königsfamilie. Er glaubt, dass Saudi-Arabien sich behutsam öffnen muss, dass die islamistischen Heißsporne unter den Predigern stärker kontrolliert werden müssen und dass das Königshaus sich vom Einfluss der Imame schrittweise befreien sollte.

Gegenspieler von Abdullah im 18-köpfigen Familienrat ist sein Halbbruder Naif. Der mächtige Innenminister, der die Anschläge vom 11. September lange als israelische Verschwörung gegen den Islam bezeichnete und der erst gegen Extremisten vorzugehen begann, als der Terror auch das Königshaus bedrohte. Im Machtkampf mit Naif kann der 82-Jährige nun die Zügel fester in die Hand nehmen. Wegen seines Alters ist er aber ein Übergangskandidat. Wichtige Weichenstellungen wird er vor allem in der Nachfolgefrage zu treffen haben. Denn das bisherige, ungeschriebene Nachfolgegesetz bewirkt, dass die Macht nur noch von Greis zu Greis weitergegeben wird.

Als Abdullah die Regierungsgeschäfte übernahm, galt er als weit amerikakritischer als sein Halbbruder Fahd. Inzwischen versucht er eine schwierige Balance: Einerseits verweigerte er den USA die Nutzung saudischer Basen im Irakkrieg und sorgte dann für den Abzug der meisten US-Soldaten von saudischem Boden. Andererseits ist er stets ein verlässlicher Partner des Westens, wenn es darum geht, den Ölhahn zu öffnen, um den Preis auf erträglichem Niveau zu halten.

Abdullah verkörpert die besten Chancen auf eine evolutionäre Entwicklung des totalitären saudischen Systems. Mit seinem einfachen Lebensstil ist er weit populärer als Fahd, und seine starke Bindung an Tradition bietet den Imamen eine Garantie dafür, ihren Einfluss nicht über Nacht zu verlieren. Nur: Die von Abdullah anvisierten Reformen brauchen Zeit. Und davon hat er wohl nicht mehr viel zur Verfügung.

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